Treffen mit Roman Weidenfeller

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10 Uhr, Post Bar im Fullerton. Interviewtermin mit Roman Weidenfeller, der seine aktive Karriere in dieser Saison beendet hat. Sein neuer Job: Botschafter des BVB Borussia Dortmund. Erste Station: Singapur.

Mit meiner Kollegin Sandra habe ich einen der typischen Pressetermine wahrgenommen und wir sind ohne große Erwartungen zum Interview erschienen. Doch dann wurden wir überrascht, mit welcher Herzlichkeit Roman Weidenfeller auf uns zugekommen ist, bevor wir überhaupt Guten Tag sagen konnten. Es wurde ein sehr lockeres und angenehmes Gespräch und mit Hinblick auf das erste deutsche Spiel heute Abend in Russland sind wir sehr schnell auf das Thema Brasilien gekommen, die WM, bei der er 2014 zum deutschen Kader gehörte. Ich habe ihn gefragt, ob zusammen mit den Jungs auch eine Art Klassenreisegefühl aufkommt, was er sofort bejahte: „Bei der Ankunft gibt es gleich Gerammel um die Zimmer. Klose bekam das beste, das ist auch völlig in Ordnung. Ich bin gleich vorweg in ein Zimmer mit Meerblick spaziert und habe mich gut positioniert. Aber die Zimmer werden nach Länderspielanzahl verteilt, da hatte ich ganz schlechte Karten. Ich bin dann in der Abstellkammer gelandet.” Da fängt er schallend an zu lachen und erzählt weiter, wie Thomas Müller Golfbälle durch die Unterkunft geschlagen hat und sie ständig Angst hatten, dass er die Scheiben einhaut. „Einige Bälle sind auch im Meer gelandet.” So wie er von den Wochen in Brasilien erzählt könnte man meinen, er sei traurig, bei dieser WM nicht dabei zu sein. „Ich habe alles aufgesaugt, was in der Zeit zu erleben war. Zu einigen habe ich noch Kontakt und werde den Jungs auf jeden Fall schreiben.”

Es war wirklich mehr eine nette und lockere Unterhaltung als ein Interview. Roman Weidenfeller wollte auch wissen, was uns nach Singapur geführt hat und wie unser Leben hier aussieht. Aber wir wollten mehr über ihn hören und auch, wie er zu dem Pressehype um seine Person steht. Da grinste er nur und erzählte von einer Situation während des Urlaubs auf seiner Lieblingsferieninsel Ibiza: „Wir waren sehr privat und romantisch unterwegs und wollten in einem Restaurant zu Abend essen. Da machte es ‚bamm, bamm’ und die Bildzeitung schoss Fotos. Das war unglaublich.” Trotz wahrzunehmender Empörung erzählt er die Anekdote nicht verärgert und ist sich auch bewusst, dass diese Situationen immer weniger werden, nachdem er seine Spielerkarriere beendet hat. In seiner neuen Aufgabe scheint er sich wohl zu fühlen, schaut in Singapur nach Nachwuchssportlern und gibt auch ein Training mit jugendlichen Torhütern der örtlichen Vereine. Dann reist er noch weiter nach Thailand um Borussia Dortmund zu präsentieren bevor es wieder zurück nach Deutschland geht, wo er auch die Bundesligaspiele seines Vereins verfolgen wird: „Wir müssen mehr als Einheit auftreten. Die Mannschaft hat ihre eigenen Erwartungen nicht erfüllt. Das hat nicht nur mit den Trainerwechseln zu tun, da müssen die Spieler sich auch an die eigene Nase greifen.”

Nach zwanzig Minuten war die Gesprächszeit leider um. War auch besser so, denn mit dem Blick auf die nächste Saison kamen wir auch auf meinen Heimatverein, dem HSV, zu sprechen. Sein Mitleid zum Abstieg hielt sich dabei in Grenzen. Mir klingt noch immer ein „das wurde auch Zeit” in den Ohren. Aber ich mag ihn trotzdem, den Ersatz vom Ersatz des Torhüters der deutschen Nationalmannschaft 2014 🙂

 

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