Inklusion braucht Aktion

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29.000 Kilometer in 18 Monaten auf dem Fahrrad durch die Welt, das ist das Ziel von Sven Marx. Als Botschafter für „Inklusion braucht Aktion“ möchte er Vorurteile abschaffen, Barrieren in den Köpfen abbauen und Verbindungen zwischen Menschen mit und ohne Handicap schaffen. Auf seinem Zwischenstopp in Singapur habe ich den ehemaligen Dachdecker aus Berlin getroffen und war beeindruckt.

Sven Marx will auf Missstände aufmerksam machen, die Körperbehinderten das Leben erschweren und sie vom normalen Alltag aussperren. Bahnsteige, die nicht mit dem Rollstuhl befahrbar sind, sperrige Bordsteinkanten und zu hohe Buseinstiege sind nur einige Beispiele dafür. Der 50-Jährige ist dafür nämlich in eigener Mission unterwegs. Nach einer Operation am Hirnstamm im Jahr 2009, bei der ihm nur die Hälfte eines Tumors entfernt werden konnte, sieht er dauerhaft Doppelbilder, was das räumliche Sehen unmöglich macht und Gleichgewichtsprobleme mit sich bringt.
Seine ganz eigene Therapie bestand aus Fahrradfahren. Dabei konnte er Muskeln aufbauen und auf dem Rad das Gleichgewicht zu halten ist viel einfacher als zu Fuß, weil nicht jeder Schritt ausbalanciert werden muss: „Auf dem Fahrrad ist das nur beim Start wichtig, danach rollt es von alleine“, hat er mir erklärt. „Nach meiner Operation wurde mir von den Ärzten gesagt, ich werde nie mehr reisen. Ich habe mir immer gesagt, Du bist krank, kannst aber ganz viele Dinge tun.“ Zwei Jahre später plante er bereits mit seinem Sohn eine gemeinsame Fahrradtour an die Ostsee. Sechs Wochen vor der Abreise kam eine erneute schwere Diagnose: Schwarzer Hautkrebs, der in einer weiteren Operation entfernt wurde. Danach fasste er den Entschluss, auf Weltreise zu gehen, sollte er mit diesen zwei lebensbedrohlichen Krankheiten seinen 50. Geburtstag erreichen. Und so startete er im April vergangenen Jahres am Brandenburger Tor und radelte durch Deutschland und Osteuropa über die Mongolei nach Japan und weiter durch Südostasien. In allen Ländern und Städten seiner Route kündigt der Globetrotter sich per Mail bei den diplomatischen Vertretungen an. “Meistens wird ein gemeinsames Foto mit dem Konsul oder Botschafter gemacht, etwas geredet und dann fahre ich weiter. So wie in Singapur, dass noch andere Gäste eingeladen werden, das kommt selten vor.“

In der deutschen Residenz wurde Sven Marx vom deutschen Botschafter empfangen und auch von Vertretern mehrerer Institutionen für Gehandicapte begrüßt. Zu dieser Runde war auch die Presse eingeladen und darum hatte ich die Gelegenheit, Sven Marx kennenzulernen. Wir waren alle sehr berührt, als er uns seine Geschichte erzählte und es war offensichtlich, wie wichtig ihm diese Reise ist, und auch wie stolz er auf sich selbst ist, es nach solch einer schweren Krankheit so weit geschafft zu haben. Als er von der Unterstützung seiner Frau und seines Sohnes erzählte, standen ihm die Tränen in den Augen. Chia Yong Yong, Präsidentin der singapurischen Gesellschaft für Behinderte und selbst auf den Rollstuhl angewiesen, zeigte sich beeindruckt von dem Deutschen: „Wir brauchen Menschen wie Sie, die ihre eigene Geschichte nutzen, um Erfahrungen zu teilen.“

Heute Abend fliegt Sven Marx weiter nach Australien und es werden noch weitere Kontinente folgen. Die Route ist auf seiner Homepage www.sven-globetrotter.com nachzulesen und wer möchte, kann Sven Marx auch finanziell unterstützen. Trotz Sponsoren trägt er einen großen Teil der Kosten selbst und hofft, dass die finanziellen Reserven bis zum geplanten Ende im November 2018 ausreichen.

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