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Wegweiser durchs Oktoberfest

 

Zum 19. Mal stieg am Wochenende die große Oktoberfest-Sause im Schweizer Club. Andreas Gabalier war schon zwei Mal dabei, in diesem Jahr haben wir ihn überholt. Als solche alten Hasen waren wir früh dort, so stand das Taxi nicht im Super-Ankomm-Stau …

Der Gabalier ist in diesem Jahr zu Hause geblieben, war ganz gut so. Die Stimmung war von Anfang an super, und man glaubt nicht, wie viele Dirndl und Lederhosen in Asiens Kleiderschränken hängen.

Dieses Jahr also früh dabei, wie die anderen Hundert auch, die mit uns vor der Tür standen. Nach den ersten Begrüßungszeremonien auf der Straße gingen die Türen schon auf. Erstmal haben wir uns mit Getränke-Coupons für den Abend eingedeckt. Anschließend den zugewiesenen Tisch gesucht (hier herrscht Ordnung, die im Laufe des Abends aber gekippt wird). Dann nicht verfressen, sondern erfahrungsbedingt zum Buffett gegangen um eine Grundlage zu schaffen. Nach Sauerkraut und Schweinshaxe waren wir dann bereit zur Party. Den Rest brauche ich nicht zu umschreiben, Festzeltfest eben … Viel auf den Bänken getanzt, dabei fällt mir ein, dass wir selten auf unseren eigenen Bänken standen. Singapur ist zwar eine Großstadt, aber die deutsche Community ähnelt einem Dorf und davon geht ein großer Teil am Samstagabend aufs Oktoberfest. Da kann es dauern, wenn man „mal ne Runde dreht“ um ein paar Leuten ‚Hallo‘ zu sagen. Aber so bleibt Bewegung im Zelt, denn jeder muss sich ja mal umgucken.

Es wurde Zeit zu gehen, als wir uns zu später Stunde bei Wiener Würstchen unterhielten. Die Unterhaltung war super, aber es stellte sich heraus, dass wir mit einem Musiker der Kapelle sprachen, die hatte nämlich Feierabend. Das war unser Hinweis, ein Taxi zu rufen. Das Licht soll doch bitte jemand anders ausmachen.




„German Contemporary Excellence“ von MEISTERKREIS

Wenn Industrie und Kunst zusammenkommen und bei der Kunst Jim Rakete federführend ist, dann entsteht etwas Besonderes.

Ich habe etwas gebraucht, um den Hintergrund der Ausstellung „German Contemporary Excellence“ von MEISTERKREIS zu verstehen. Das Projekt gibt den Besten aus den unterschiedlichsten Branchen die Möglichkeit, sich gemeinsam und doch individuell darzustellen. Der MEISTERKREIS ist ein Zusammenschluss in Deutschland tätiger Unternehmen mit über 70 Mitgliedern, die für höchste Qualität stehen. Jeder einzelne besitzt ein enormes Kapital an Kreativität, die letztendlich für wirtschaftlichem Erfolg und gesellschaftliche Entwicklung nötig ist.

Der Fotograf Jim Rakete reiste ein Jahr lang durch Deutschland, um teilnehmende Unternehmen visuell zu porträtieren. Die Motive waren dabei sehr unterschiedlich: Produkt, Produktion oder Designer – oder auch alles zusammen in einem Bild. Die Gemeinsamkeit aller Kunstwerke sind die Handschrift Raketes: Seine Bilder sind festgehaltene Momente, die zum längeren Hinschauen einladen und den Betrachter verweilen lassen.

Zu jeder Schwarz-Weiß-Fotografie gehört auch eine Geschichte. Namhafte Künstler und Autoren haben jeweils ein Unternehmen besucht und erklären in ihren Texten auf eine ganz eigene Art, was sie gesehen, gedacht und empfunden haben.  Daraus ist ein Coffee-Table-Buch entstanden, das nicht nur hübsch herumliegt, sondern in dem richtig geschmökert werden kann. Ich durfte eines mitnehmen und blättere gerne darin herum.

Platt gesagt ist das Konzept eine perfekte Werbefläche von Produkten „Made in Germany“. Doch wenn dabei solch eine Kunstausstellung und dazu ein wunderschönes Buch entsteht, soll es mir absolut recht sein. Unterstützt vom Auswärtigen Amt reist die sehr schlicht und modern designte Ausstellung derzeit um die Welt, um mit lokalen Unternehmern ins Gespräch zu kommen und gemeinsame Projekte anzustoßen. Meisterkreisgründer Clemens Pflanz sucht dabei vornehmlich den Dialog für den Mittelstand: „Tradition schließt Avantgarde nicht aus. Fotografie ist Kunst – und Kunst bedeutet Lifestyle. Zum Lifestyle gehören auch viele der Produkte im Meisterkreis.“ Hört sich doch nach Kunst für jedermann an!




Choa Chu Kang Cemetery – Der größte Friedhof Singapurs

Im äußersten Westen der Stadt bin ich selten unterwegs, mit Bus und Bahn dauert es Ewigkeiten dorthin und mit dem Taxi ist zwar die Hinfahrt sehr einfach, doch um zurückzukommen muss man eher bangen, dass sich ein Fahrer zum Abholen erbarmt.

Umso schöner, dass Cony vorgeschlagen hat, mit ihrer Vespa einen Ausflug zum Choa Chu Kang Friedhof zu machen. Der größte Friedhof in Singapur, auf dem Angehörige aller ethnischen Gruppen ihre letzte Ruhe finden. Wir haben unseren Rundgang bei den chinesischen Gräbern begonnen und waren fasziniert.

Auf den ersten Blick sehen alle Parzellen gleich aus, aber bei näherer Betrachtung sind die individuellen Ausstattungen und Gestaltungen sichtbar. Sie liegen sehr dicht beieinander und manche Besucher müssen an fremden Ruhestätten regelrecht vorbeiklettern, um das Grab ihrer Angehörigen zu besuchen.

Jeder Grabstein hat eine lange Inschrift mit chinesischen Schriftzeichen und zeigt ein Bild des Verstorbenen. So blieben selbst wir als Fremde doch hin und wieder andächtig stehen und stellten uns vor, wer da wohl gerade vor uns liegt.

Die Größe des Friedhofes ist gewaltig. Über weite Felder hinweg liegt eine Grabstelle neben der anderen und es kommt mir vor, es ginge hinter dem Horizont immer weiter.

Das ändert sich zurzeit, denn der Friedhof wird von seiner Gesamtfläche von 318 Hektar über einen Zeitraum von mehreren Jahren auf 200 Hektar verkleinert. Auf der gewonnenen Fläche erfolgt die Erweiterung der Tengah Air Base, unter anderem mit einer neuen Landebahn. Dafür müssen insgesamt 80.000 chinesische und muslimische Gräber weichen. Um dieses bewerkstelligen zu können, gab die Regierung im Jahr 1998 bekannt, dass neue Gräber nur noch für die Dauer von 15 Jahren vergeben werden. Die Exhumationen sind in mehrere Phasen eingeteilt und begannen 2014. Die exhumierten Leichname werden auf Staatskosten eingeäschert und an anderen Stellen begraben oder auf See bestattet. Weil den Muslimen die Feuerbestattung untersagt ist, werden diese an andere Plätze des Friedhofs umgebettet.

Ein trauriger Gedanke, dass ein großer Teil dieser 72 Jahre alten Geschichte weichen muss. Und ein Jammer für die aufwendig und teuer gestalteten Gräber. Es sind wirkliche Kunststücke und ich würde gerne die eine oder andere Statue retten, denn es wäre einfach zu schade, wenn alles zertrümmert wird.

 

 




Peranakan

Als Fan der Peranakan-Küche habe ich am Wochenende das Peranakan-Museum besucht, um mehr über die Geschichte zu erfahren. Und die ist so umfangreich, dass man sich jahrelang damit beschäftigen kann. Das neoklassizistische Gebäude von 1912 in der Armenian Street selbst ist schon eine Besichtigung wert. Die Ausstellungsräume sind nach verschiedenen Themen aufgeteilt.   

Galerie 1 trägt den Namen „Origins“ und zeigt Porträts mehrerer Angehörige der verschiedenen Peranakan-Communitys in Singapur. Das Wort „Peranakan“ stammt aus dem Malaiischen und bedeutet „Kind von“ oder „hier geboren“. In Südostasien ein feststehender Begriff für Menschen mit gemischter Herkunft – meist Chinesen, die mit malaiischen Frauen ihre Familien gründeten. Galerien 2 bis 5 erzählen die Geschichte und den Ablauf einer traditionellen Peranakan-Hochzeit, die immerhin zwölf Tage andauert! Schmuck- und Möbelstücke, die extra für diesen Anlass angefertigt werden sind anzusehen und wenn man lange genug vor den zwei großen Bilderrahmen mit schwarz/weiß-Porträts stehenbleibt, fangen die abgebildeten Personen an zu reden und erzählen aus ihrem Leben. Das ist wirklich schön gemacht und interessant dazu. Die Galerie 6 „Nonya“: so nennen sich die Frauen der chinesischen Peranakans. Textilien und Handwerkskunst wie Perlenstickerei werden gezeigt, viele der Exponate sind auch zum Anfassen und Mitmachen gedacht! So steht ein Telefon bereit mit der Aufforderung, den Hörer abzunehmen und zuzuhören, wovon die Frauengespräche früher handelten – übrigens kein großer Unterschied zu anderen Kulturen und auch nicht zu der heutigen Zeit. In Galerie 7 geht es um Religion, die sich aufgrund der gemixten Kulturen aus Daoismus, Buddhismus und allgemeinem Volksglauben zusammensetzt. Sehr schöne alte Schränke mit beeindruckenden Schnitzereien (natürlich viele Drachen) und typische Altäre sind dazu ausgestellt. Die Galerie 8, „Public Life“, zeigt anhand alter Fotos und Exponate das öffentliche Leben, den Handel und die Politik prominenter Peranakans in Singapur. Galerie 9 ist meinFavorit und wie eingangs erwähnt ja auch der Grund meines Besuchs: Food and Feasting. Da musste ich mich gleich an den Tisch setzen. Und man beachte: entgegen der gewöhnlich runden Esstische der Chinesen ist dieser eckig und lang. Außerdem gibt es eine große Auswahl der wunderschönen farbenfrohen Keramik der Peranakans zu bewundern und eine originaleingerichtete Küche aus der alten Zeit wird zum Leben erweckt.

 

39 Armenian Street
Singapore 179941

Eintritt 13 S$

Täglich geöffnet von 10 bis 19:00 Uhr

Freitags bis 21:00 Uhr

 

 




Wo ist die Zeitkapsel der GESS?

Und was ist das eigentlich? In diesem konkreten Fall geht es um die Kapsel, die am 21. Juni 1984 im Boden des Geländes der deutschen Schule (German European School Singapore – kurz GESS) vergraben wurde. Fotografische Lichtbilder zeugen von diesem Ereignis, aber niemand weiß, wo der Akt exakt stattgefunden hat. Kann das sein?

Mit dem neuen Schuljahr feiert die GESS ihre Eröffnung des neuen Campus an der Dairy Farm Road. Fünf Jahre an Planung und Kreditverhandlungen in Millionenhöhe sind dem vorausgegangen. Nun sind noch „Altlasten“ zu entsorgen.

Nach der Schulgründung im Jahr 1971 mit sechs Schülern in einem Privathaus und diversen darauffolgenden Umzügen, wurde nach langen Verhandlungen als 7. Stätte das Schulgebäude am Bukit Tingii gebaut – auf gepachtetem Schweizer Land. Endlich angekommen in einem selbstgebauten Gebäude auf weitreichendem Gelände. Nach alter internationaler Tradition wurde auch eine Zeitkapsel im Boden vergraben. Gefüllt mit einer Zeitung des Tages und alten Schulprotokollen wurde diese in einer Ecke verbuddelt.

Die Vogelgrippe bringt die europäische Sektion hervor Die Schule wurde immer beliebter, die Schülerzahl stieg stetig – von der Vogelgrippe 2003-mal abgesehen. Weil damals viele Expats in die Heimat flohen und keine Neulinge nach Singapur kamen, sank die Schülerzahl rasant und die Schule stand kurz vor dem Aus. Mitbegründer Dieter Gumpert war 17 Jahre Präsident der Schule und erinnert sich an die Diskussionen: „Wir wollten eine internationale Schule gründen, uns aber von den anderen abheben und sind so auf die europäische Sektion gekommen.” Damit machte ein englischsprachiger Zweig aus der deutschen Schule eine europäische. Die Schülerzahl stieg dermaßen gewaltig an, dass die Grundschule ausgegliedert werden musste und die Idee des neuen Standortes aufkam.

Sitzen die Schildkröten auf der Kapsel? Am 13. September wird dieser nun endlich offiziell eröffnet, womit der Gedanke an die Zeitkapsel wiederaufkam. Sie soll einen Platz im neuen Gebäude erhalten. Aber wo ist das verdammte Ding? Alte Zeitzeugen und Spatenhalter beim Grundstich vor 34 Jahren machten sich im Januar dieses Jahres auf die Suche. Einige der Beteiligten erinnern sich nicht mal mehr daran, dass sie damals an der feierlichen Eingrabung beteiligt waren, wurden aber mit Beweisfotos überzeugt. In echter Goldgräberstimmung haben sie gemeinsam das Gelände am Bukit Tinggi abgesucht. Es gibt Ideen, aber so wirklich kann sich niemand erinnern … Ein paar Monate später ist man sich endlich einig über den genauen Buddelort – unter dem Schildkröten-Bassin, das später entstand. Da darf nur leider niemand ran, die Tiere sind an den neuen Unterpächter mit vermietet.

Sollte „das Ding” auch anderswo nicht aufzufinden sein, dann bleibt es dort, wo es hingehört. Eine Zeitkapsel sollte nicht gesucht, sondern gefunden werden. Und irgendwann, in vielen Jahren, wenn wir alle nichts mehr dazu beitragen können, findet vielleicht ein Bauarbeiter, Architekt oder Naturliebhaber diese Kapsel und sie kann endlich ihren Zweck erfüllen: Aus der Zeit erzählen, als eine Handvoll Deutscher den Traum einer deutschen und mittlerweile europäischen Schule mit 1600 Schülern in Singapur realisiert hat.

 




You never stand alone

… so lautet der Slogan auf Internations.org, einer weltweiten Plattform, die Expats aller Nationalitäten auf Events in angesagten Clubs vernetzen möchte.

Letzte Woche habe ich solch ein Treffen im Altimate am Raffles Place besucht. Es war nicht viel los, aber eine Gruppe Mädels saß in einer Ecke zusammen und dort bin ich erstmal hin und habe mich vorgestellt. Wie in Singapur üblich wurde ich mit offenen Armen aufgenommen und die allgemeine Vorstellungsrunde am Tisch konnte starten. Srii kommt aus Indien und macht Logistikarbeit für Schiffscontainer. Neben ihr saß eine sehr elegante Dame mit langen Ohrläppchen (wegen der schweren Ohrringe) und pakistanischen Wurzeln. Sie ist E-Book-Schriftstellerin. Die nächste überreichte mir ihre Karte mit einem großen rosa „Eros”-Schriftzug darauf. Sexualtherapeutin und Partnervermittlerin. Da wurde mir auch klar, wofür diese Veranstaltung gut ist. Nachdem nämlich feststand, dass auch ich für die anderen (was auch immer Suchenden) total uninteressant bin, löste die Gruppe sich schnell auf und ich schlenderte weiter durch die Bar. Da sprach mich ein Engländer an. 1. Satz: „With InterNations, you never stand alone.” 2. Satz: „Du bist sehr groß.” 3. Satz: „Aber im Bett liegend sind sie alle gleich groß.” Bäääm, Hammerspruch! Wir haben uns doch noch sehr nett über englischen Humor unterhalten und irgendwie hat er auch die Geschichte untergebracht, in der er in Thailand erst nachts um vier in seinem Hotelzimmer herausgefunden hat, dass es ein Ladyboy war, „die” er die ganze Nacht angebaggert hatte …

Nachdem er diese – zugegebenermaßen amüsant beschriebene – Story fertig erzählt hatte, meinte er, da ich meinen Mann erwähnt hätte, würde er sich nun nach den Single-Ladies umsehen.

Tja, da war er weg. Schade, ich hätte so gerne noch erfahren, was ihn die Nacht ohne Happyend mit dem Ladyboy gekostet hat …




Orchideengarten

Die Orchidee ist die Nationalblume Singapurs, darum wird sie im Orchideengarten des Botanischen Garten entsprechend gewürdigt und prachtvoll ausgestellt.
Mehr als 1000 Arten und 2000 Kreuzungen gibt es in dem wunderschön angelegten Garten zu sehen. Im Zusammenspiel mit Wasserfällen, Torbögen und Steinmauern ergeben sich eine Menge gut besuchter Fotomotive. Man wandelt auf den Wegen und ist wirklich fasziniert von all den Farben, aber noch mehr Spaß macht es eigentlich, den privaten Fotosessions an jeder Ecke zuzuschauen. Schlange stehen an ausgewiesenen „Foto-Stopps“, jede Pose wird ausprobiert.
Der Eintritt in den Botanischen Garten ist frei, die Ticketkosten für den Orchideengarten betragen nur 5 S$, Residents haben sogar freien Eintritt.

Etwas ruhiger war es im VIP-Garten: Die englische Landschaftsgärtnerei lässt hier grüßen. Seit den Anfängen der Orchideenzucht im Jahr 1928 entwickelte Singapur eine gewisse Berühmtheit mit den Neuzüchtungen. Diese wurden auch zur Völkerverständigung genutzt: Seit 1957 ehrt die Regierung ihre Staatsbesucher und andere VIPs in Singapur, indem sie ausgewählte Orchideenhybriden nach ihnen benennt. Helmut & Loki Schmidt, Helmut Kohl, Angela Merkel und im letzten Jahr auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gehören zu den deutschen Auserwählten. Eine Gruppe asiatischer Touristen hielt sich lange vor Angies Blume auf und ihr Anführer betonte mehrfach, dass Frau Merkel aus Ost-Deutschland sei. Die seit Jahrzehnten andauernde Ossi-Wessi-Diskussion findet also nicht nur in Deutschland statt.


National Orchid Garden

täglich geöffnet von 8.30 bis 19.00 Uhr

$ 5,00 für Erwachsene

$ 1,00 für Senioren

$ 1,00 für Senioren (60 Jahre und älter)

Residents und Kinder unter 12 Jahren haben freien Eintritt




Chinese New Year in Österreich

Am 16. Februar fand schon das zweite Chinese New Year während unserer Asienzeit statt, und ich bin wieder nicht in Singapur dabei gewesen. Das wichtigste Fest der Chinesen ähnelt dem Weihnachtsfest in unserer Kultur. Bereits Wochen vorher beginnen die Vorbereitungen, denn die Feierlichkeiten sind mit viel Essen im Kreise der Familie verbunden und die Kinder bekommen Geldgeschenke (Sag ich doch, wie unser Weihnachten). Die roten Hong bao-Umschläge für die Geldscheine wurden in den letzten Wochen in vielen Geschäften verteilt, unsere von Redmart und Minoso liegen gestapelt zu Hause und die roten Lampions hängen einsam von der Decke.

Chinese New Year bedeutet in Singapur auch zwei freie Tage. Und zwar die einzigen Feiertage in Singapur, an denen sogar die Geschäfte geschlossen sind, sehr ungewöhnlich. Einige Firmen schließen gleich für eine ganze Woche und die Wirtschaft arbeitet auf Sparflamme.

Die arbeitsfreie Zeit habe ich für ein paar Tage in Europa genutzt. Ausgestattet mit roten Kuschelhunden aus Chinatown für mein Patenkind und seinen Bruder im Gepäck. Sie sind wohl zwei der Wenigen in Hamburg, die mit dem Jahr des Hundes etwas anfangen können, denn Oma und Onkel leben in China.

Zwölf Tierzeichen hat das chinesische Horoskop, die sich im jährlichen Rhythmus ändern. Dazu kommt immer noch eines der fünf Elemente, so feiern wir in diesem Jahr den Erd-Hund.

Viele Glückwünsche, Karten und lustige Videos habe ich auf sämtlichen Kanälen erhalten, ich war mir am 16.2. also sehr wohl des besonderen Tages bewusst. Aber dass ich sogar beim Skifahren in Oberlech am Arlberg an das auch Mondfest genannte Ereignis erinnert werde, damit habe ich nicht gerechnet:

CNY-Deko in der Aprés-Ski-Bar!

Das Wort „Ananas“ bedeutet in Mandarin auch Glück, darum ist die Frucht vielerorts als Glückssymbol zu finden. Und dann auch noch in Rot und daneben der Hund! Zufall oder Planung? Ich wollte die Antwort lieber nicht wissen und habe nicht nachgefragt.

Auf jeden Fall wünsche ich Gōng xǐ fā cái!




Wiener Sängerknaben in Singapur

Am liebsten hätte ich sie alle adoptiert! Die Wiener Sängerknaben sind zu Besuch in Singapur. Vielmehr einer der Chöre, denn die singenden Matrosenanzüge aus Österreich sind in vier Konzertchöre aufgeteilt: Mozart-, Schubert-, Haydn- und Brucknerchor. Letzterer verbringt gerade eine Woche in Singapur und hält Konzerte und Workshops ab.

20 Heranwachsende auf einem Haufen und das ohne jegliches Geschrei oder irgendwelchem Lärm. Natürlich sind die jungen Sänger öffentliche Auftritte und Empfänge gewohnt, aber ich fand ihr Auftreten in der österreichischen Residenz schon sehr imposant.

Anfangs waren sie sehr schweigsam, ich dachte schon, sie würden lieber singen als reden, aber nach und nach haben sie doch das Erzählen angefangen. Ich wollte wissen, ob sie neben ihrem normalen Schulunterricht und der Proben auch in Benehmen und Etikette geschult werden, aber da meinten sie einstimmig, dass würden sie nebenbei mitbekommen. Sie seien ja oft unterwegs und stünden ständig in der Öffentlichkeit. Die Interviews gehören aber nicht zu den Lieblingsaufgaben: „Da wird man immer das Gleiche gefragt: Woher kommst Du? Wie bist Du zu den Sängerknaben gekommen? Was ist Dein Lieblingslied?“ Tja, diese Fragen brannten mir auch auf der Zunge aber nach der Ansage hatte ich das Bedürfnis, mir diese zu verkneifen. War aber nicht schlimm, denn dann haben sie es von alleine erzählt. Bunt gemischt mit deutscher, tschechischer und japanischer Herkunft waren sie sich trotzdem einig: „Wir fühlen uns als Österreicher.“ Und wenn einem das ein Japaner in Wiener Dialekt sagt, dann glaubt man das auch.

Gesungen wurde auch, leider nur kurz:

Dann habe ich noch erfahren, dass die ganze Wiener Entourage im Copthorne Hotel wohnt, direkt bei mir gegenüber. Während ich diesen Text schreibe, kann ich auf das Hotel gucken und stelle mir vor, wie die „Burschen“ trällernd durch die Flure springen. Aber dafür sind sie wahrscheinlich viel zu gut erzogen.




Buddhas Zahn im Buddha Tooth Relic Temple

Wir waren mal wieder tempeln in Chinatown, im Buddha Tooth Relic Temple. Relativ neu für eine religiöse Stätte, wurde der Tempel im architektonischen Stil der Tang-Dynastie 2007 eröffnet.

Mehr als 230 Kilogramm Gold wurden dafür gespendet, denn es wurde ein würdiger Platz für eine Reliquie benötigt, welche die Buddhisten für den linken Eckzahn Buddhas halten, der 1980 gefunden und danach in Myanmar aufbewahrt wurde.

Obwohl wir uns im quirligen und lauten Chinatown befinden, ist die Atmosphäre im Tempel entspannend ruhig. Betende Anhänger und faszinierte Touristen ergeben eine erstaunliche Einheit, denn egal aus welchem Grund der Tempel besucht wird, die Schönheit und Ruhe ergreift einfach jeden.

Über vier Stockwerke erstreckt sich der Bau, und die Anzahl der Buddha Statuen in verschiedenen Größen ist enorm. Jede Art von Buddha mit allen der vielen Handhaltungen ist vertreten.

In einem Bereich darf man für schlappe 68 Singapur-Dollar ein Jahr lang seine eigene kleine Figur aufstellen lassen und besuchen. Die muss man allerdings erstmal unter den anderen finden, es müssen Tausende sein.

Die Dachterrasse mit ihrem Orchideengarten ist genau richtig, um eine kleine Pause einzulegen. In einem der vier Pavillons steht die größte „cloisonné“ (kunsthandwerkliche Technik bei Emailarbeiten) Vairocana Gebetsmühle der Welt. Vairocana ist einer der fünf großen transzendenten Buddhas, die für verschiedene Weisheiten stehen. Grob zusammengefasst stehen sie alle für Wahrheit und Realität. Buddha ist also nicht gleich Buddha, es gibt Unter- und Nebenarten und sehr viele verschiedene Lehren. Würdenträger des Tempels geben regelmäßig interaktive Workshops und wer sich näher mit der Materie befassen möchte, kann sich hier anmelden: buddhistculture@btrts.org.sg

 

Wir wollten nun aber endlich den berühmten Zahn ansehen und sind in den vierten Stock in die Sacred Light Hall gegangen. Während im gesamten Gebäude das Fotografieren erlaubt ist, darf der Eckzahn auf keinen Fall abgelichtet werden. Solche Verbote sollte man auf jeden Fall respektieren, denn da kennen die Aufpasser keinen Spaß und das Erwischt werden ist mit langen Diskussionen verbunden, während denen man auch festgehalten wird und die Fotos letztendlich sowieso wieder löschen muss. Also haben wir uns den Zahn nur angesehen. Er ist viel größer, als ich erwartet hatte, aber gut erhalten und zu erkennen. Die Kammer ist sehr pompös mit Gemälden, Statuen und dem gespendeten Gold ausgestattet. Allerdings dürfen nur die Mönche an den Zahn herantreten, wir mussten uns außerhalb der Kammer mit einem Blick durch die Scheibe begnügen.

Schade, dass sich irgendwann herausgestellt hat, dass der Zahn, um den das Gebäude herumgebaut wurde, wohl von einer Kuh stammt. Das will aber verständlicherweise niemand hören und ist eigentlich auch egal. Denn ohne ihn könnten wir nicht jederzeit diesen wunderschönen Tempel besuchen und einfach mal ruhig durchatmen.


Montag bis Sonntag 7.00 – 19.00 Uhr

Der Eintritt und die wöchentlich stattfindenden, geführten Rundgänge sind kostenfrei

Angemessene Kleidung tragen: keine nackten Rücken und Schultern, Shorts, Mini-Röcke etc.

Im Kellergeschoss wird kostenlos vegetarisches Essen ausgegeben, wofür aber gerne Spenden angenommen werden