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Der fliegende Holländer zu Gast in Singapur

Die Klassikwelt Singapurs hat die erste Aufführung von Richard Wagners Oper „Der Fliegende Holländer“ lange herbei gesehnt. Nun war es endlich soweit. Eine gute Gelegenheit, das Victoria Theatre zu besuchen, dessen Anblick schon von außen überwältigend ist.
Ein wunderschönes Gebäude, das 1862 ursprünglich als Rathaus im neoklassizistischen Stil erbaut und von 2010 bis 2014 renoviert wurde.

An unserem Theaterabend gab es ein gewaltiges Gewitter und kurz vor dem ersten Donner war der Himmel rabenschwarz. Das hellerleuchtete Gebäude vor der dunklen Wolkenwand – Sehr passend zur druckvollen Wagnermusik. Dem Komponisten hätte es bestimmt gefallen.

Der Publikumssaal fasst 614 Zuschauer und macht seinem Namen alle Ehre. Viktorianisch, aber trotzdem dezent und unaufdringlich. So warteten wir auf den Vorstellungsbeginn und waren sehr gespannt auf die Inszenierung. Und das Warten sollte sich lohnen. Die Vorgeschichte des Holländers wird während der Ouvertüre mit chinesischen Schattenspielen erzählt. Diese Kunst mit Licht und Puppenspielern ist in Asien weit verbreitet und gehört zu den alten Traditionen. In allen drei Akten taucht diese Spielkunst immer wieder auf und im Einklang mit der Musik und dem Gesang haben sich alle Zuschauer in den Bann ziehen lassen. Die internationale Besetzung fand ich grandios, allerdings bin ich auch voreingenommen, weil ich die Sänger ein paar Tage zuvor kennenlernen durfte.

Ich mag diese kräftigen Stimmen und fand es beeindruckend, wie Solisten und Chorsänger die deutschen Texte beherrschten. Kaum einer auf der Bühne war deutschsprachig, also Hut ab vor der Leistung.

Wagneropern werden traditionell ohne Pausen durchgespielt. Das ist nicht so mein Ding. Ich mag das Gläschen Champagner zwischendurch und hätte auch gerne mal die Beine ausgestreckt. Wagnerianer werde ich also nicht, aber die Vorstellung hat uns wahnsinnig gut gefallen und das gesamte Publikum war begeistert. Beim Schlussapplaus gab es völlig zu Recht Standing Ovations, aber nach 2,5 Stunden still sitzen wäre ich auch aufgestanden, wenn es mir nicht gefallen hätte.