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Haw Par Villa

 

Die Haw Par Villa wurde 1937 von Aw Boon Haw für seinen jüngeren Bruder Aw Boon Par erbaut. Die Brüder haben ihr Vermögen unter anderem mit dem berühmten Tiger Balm geschaffen. Der Themenpark liegt auf einem Hügel in Pasir Panjang und hat sogar eine eigene MRT-Station: Haw Par Villa MRT Station.

Ohne Eintritt zu zahlen, ist hier eine Rundreise durch die chinesische Mythologie möglich. Mehr als 1000 bunte Statuen erzählen Legenden, die auch furchteinflößend sind.

Die berühmteste Darstellung auf der Anlage sind die „zehn Stufen zur Hölle“. Da waren selbst für mich einige der gezeigten Folterungen, die für böse Taten zu Lebzeiten eine gerechte Strafe sein sollen, wirklich zu viel. Wahrscheinlich hat die Haw Par Villa einen ähnlichen Nutzen, wie unser Weihnachtsmann. „Guck Dir genau an was passiert, wenn Du nicht lieb bist.“

Einer Sage nach befindet sich sogar das Portal zur echten Hölle an derselben Stelle wie die Ausstellung …

Den Singapurern ist der Park allen bekannt, viele haben mir erzählt, dass sie in der Kindheit mit den Eltern oder mit der Schule oft Ausflüge dorthin gemacht haben.

Ein schauriges aber buntes Disneyland im asiatischen Stil. Kein absolutes Muss in Singapur, aber für einen Sonntagnachmittag ganz interessant.




Sterneküche in Singapur

Kulinarische Einladungen mag ich immer sehr. Da ich täglich bei irgendeinem Hawker einheimisch esse, ist jede Abwechslung davon großartig.

Also auf zum gemeinsamen Showcooking von Sternekoch Oliver Röder vom Bembergs Häuschen in Euskirchen und dem lokalen Hawker-Koch Xu Zhen Kai vom Roast Paradise im „Old Airport Food Centre“. Ich darf dabei sein, wie zwischen den beiden ein kulinarischer und kultureller Austausch auf diplomatischer Einladung in der Residenz des deutschen Botschafters in Singapur stattfindet.

Xu Zhen Kai ist berühmt für sein Char Siew, mariniertem Schweinefleisch aus dem Bauch oder Nacken. Er bereitet das kantonesische Gericht in einem speziellen Ofen zu und diesen hat er zum ersten Mal aus seiner eigenen Küche ausgebaut und in die deutsche Residenz gebracht, um die traditionelle Spezialität dort zuzubereiten.

 

 

 

 

 

 

Sehr warm war es draußen bei 30 Grad Hitze direkt neben einem offenen Ofen. Aber wir starrten alle total gebannt auf das Prozedere, wie die Fleischstücke immer wieder neu bestrichen, eingetunkt und aufgehängt wurden. Es war köstlich! Das Fleisch ganz zart und dazu die krosse Kruste wie bei Mamas Schweinebraten.

Oliver Röder hatte eine andere Überraschung für uns parat: Herrengedeck. Ochsenfleischragout in Filorollen gefüllt mit einer Banderole umwickelt. Sieht also aus wie eine Zigarre und wird auch in einem Aschenbecher serviert. Das Cognacglas dazu ist mit einer Sauce gefüllt, die zwischen den Bissen genippt wird. Außergewöhnlich und sehr lecker. Während der Meisterkoch die Röllchen füllt, erzählt er von seiner Ankunft am Flughafen Changi: „Die mitgebrachten Lebensmittel waren überhaupt kein Problem. Aber als die Zöllner die vielen Messer im Gepäck gesehen hatten, wurde doch nachgefragt.“
Die Küchenparty entwickelte sich auch zum Deutschkurs. Uns wurde das besonders delikate „Pfaffenstück“ bei Geflügel angepriesen. Nichtswissende Blicke bei allen Anwesenden. Die singapurischen Foodblogger amüsierten sich darüber, dass selbst die Deutschsprachigen keine Ahnung hatten. Die Erklärung dazu ist, dass es wahnsinnig aufwendig ist, diese zwei kleinen und besonderen Stücke aus dem hinteren Bereich des Rückens herauszuschneiden. Also wird es kaum gemacht und ist darum ziemlich unbekannt. Das hat noch alles in der Küche stattgefunden und die Stimmung war super, die beste Stimmung herrscht eben immer in der Küche. Beim gesetzten Essen haben dann alle mit Hand angelegt, angerichtet und die Teller aufgetragen. Die Atmosphäre war gesprächig und locker und wir waren alle gespannt auf das Hauptgericht.

Mit einer Sauce deren Inhalte ich nicht mehr alle erinnere, war es ein Gedicht. Um satt zu werden, braucht man viele der kleinen „Pfaffenstücke“, aber Oliver Röder hat sich nicht lumpen lassen. Zusammen mit der Nussbutter ist dieses kulinarische Gedicht nicht Weight Watchers geeignet, aber was soll’s. Nachkochen werde ich das Rezept bestimmt auch nicht, Michelin-Küche kann nun mal nicht jeder. Muss aber auch nicht. Denn Oliver Röder hat es ganz gut in Singapur gefallen und er kommt bestimmt noch Mal wieder.




Malakka

 

Malakka, eine Stadt an der Westküste von Malaysia, ist nur 240 km von Singapur entfernt. Eine gute Gelegenheit, mit meinem Neffen Josh, der gerade für ein paar Wochen zu Besuch ist, einen kurzen Ausflug über die Landesgrenze zu machen.

Mehrere Busse fahren täglich die Strecke Singapur-Malakka und zurück. Auf busonlineticket.com haben wir Fahrkarten gebucht und sind frühmorgens vom Busbahnhof Queen Street nähe Bugis aufgebrochen. Die Busse sind mit breiten und bequemen Sesseln ausgestattet und wir konnten sogar die Beine lang ausstrecken.

Wer sich am Hotel „Casa del Rio“ absetzen lässt, befindet sich mitten in der Altstadt und von dort haben wir sehr schnell und einfach unser Hotel gefunden mit dem Sightseeing losgelegt. Die Stadt steht seit 2008 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbe und die Altstadt ist wirklich traumhaft schön. Am Fluss ist mir auch das alte hübsche Wort „pittoreske” eingefallen.
Die alten Häuser in ihren unterschiedlichen Farben beherbergen Restaurants und Bars, in denen man ein Bier zu angenehmen Preisen trinken und dabei den Anblick wirken lassen kann. Kurzurlaub eben. Am Nachmittag waren wir im Bamboo House essen. Das liegt nicht direkt am Fluss, aber auch mitten im alten Viertel von Malakka. Von der Straße wirkt es wie ein unscheinbares Haus. Die Tür ist verriegelt und wird erst geöffnet, nachdem man geklingelt hat und über die Sprechanlage verrät, mit wie vielen Leuten man essen möchte. Gruppen mit mehr als sechs sind nicht erwünscht. Innen erwartet eine angenehme Atmosphäre. Mehrere Tische im Innenhof, eine einfache aber stylische Einrichtung und viel Grün an den Wänden.

Josh und ich waren uns schnell einig, den Beef-Burger zu bestellen. Eine gute Wahl, wie sich nach dem Anblick der selbstgemachten Kartoffelspalten und dem leckeren Kartoffelsalat herausstellte. Zum Trinken gab es selbst hergestelltes Orangenbier. Etwas süßlich, aber ok. Nach einem Blick auf die Speisekarte war auch noch Nachtisch drin, (und weil wir einen Mindestverzehr brauchten, um mit Kreditkarte zu zahlen): heißer Brownie mit Eis und für jeden einen Cappuccino. Nicht wirklich typisch malaiisch, aber bei den Preisen haben wir nur zu gerne mal westlich reingehauen. Der ganze Spaß hat insgesamt 20 € gekostet und es war ein echtes Festmahl!

So gestärkt haben wir uns die Altstadt angesehen. Wie zum Beispiel das alte Rathaus, die Christ Church, das Porta de Santiago und St. Paul’s Hill mit der Kirchenruine. Seit dem 15. Jahrhundert stand Malakka unter chinesischen, malaiischen, portugiesischen, niederländischen und britischen Einflüssen und von allen ist die Stadt geprägt. Ein sehr interessanter Rundgang für einen Nachmittag.
Der Hunger am Abend hat uns später auf eine harte Probe gestellt: Die meisten Lokale waren geschlossen. Vielleicht weil es Montag war? Sogar im Jonker Walk, eigentlich das Ausgehviertel von Malakka, war fast alles dicht. So sind wir im Geographer‘s Café gelandet und haben Pizza gegessen. Wir sind noch ein bisschen durch die Gegend geschlendert, aber um 20 Uhr waren bereits alle Bürgersteige hochgeklappt.

Am 2. Tag haben wir uns das Maritime Museum angesehen. Dieses ist in dem Nachbau eines portugiesischen Segelschiffs untergebracht was ganz lustig ist, denn man kann darauf herumklettern. Der gegenüberliegende Markt war leider enttäuschend, nur ein paar Läden mit chinesischem Schnickschnack. Dafür ist aber der Jonker Walk am Tag ganz nett. Dort gibt es viele hübsche kleine Läden mit Handarbeiten. Einige scheinen wirklich selbst hergestellt zu sein, aber andere Dinge habe ich schon in Souvenirläden in Südafrika gesehen …

Dann bin ich dummerweise auf die Idee gekommen, die schwimmende Moschee sehen zu wollen. „The Floating Mosque“ liegt auf einer kleinen Insel vor Malakka, die auch zu Fuß über eine Brücke erreichbar ist. Eine Stunde waren wir in der Hitze unterwegs. Das großangelegte Bauvorhaben ist leider pleitegegangen. Nun stehen dort ein paar Hausruinen und der Hafen wird auch nichts mehr einbringen. Aber die Moschee ist schon 2006 fertig geworden und mittlerweile der einzige Grund, warum sich noch wenige Touristen auf die Insel verirren. Auf dem Rückweg haben wir zwecks Abkühlung einen Bummel durchs „Dataran Pahlawan“ gemacht, einem großen Einkaufszentrum.

Zum Tagesabschluss gab es einen Drink in einer Bar am Fluss. Es ist sehr ruhig und beschaulich dort zu sitzen. Am Wochenende soll ja die Hölle los sein in Malakka, aber wir haben von Montag bis Mittwoch ein malerisches verträumtes Städtchen entdeckt.

Vor der Rückreise am nächsten Tag haben wir noch den mit traditionellen Materialien nachgebauten Sultanspalast angesehen. Eine imposante Holzkonstruktion, bei deren Zusammenbau kein einziger Nagel verwendet wurde. Im Inneren werden ein paar Palastgeschichten über den mystischen Nationalhelden Hang Tuah anhand mehrerer Gemälde erzählt, was sehr unterhaltsam ist.

Vom Glockenturm inmitten der Altstadt fährt der Bus Nr. 17 alle 20 Minuten zum Busbahnhof „Melaka Sentral“, von dem die Busse nach Singapur abfahren. Aufgepasst, von dort dauert der Weg eine Stunde. Wer durch den Jonker Walk geht und am anderen Ende der Straße einsteigt, braucht nur noch 30 Minuten. Ganz gut zu wissen, wenn die Zeit knapp wird.

Das war eine schöne Abwechslung vom Singapurer Großstadtleben. Man sollte nur bedenken, dass der schöne Teil von Malakka sehr klein ist. Nachmittags ankommen und am nächsten frühen Abend wieder abfahren, das reicht vollkommen aus. Aber diese eineinhalb Tage lohnen sich absolut!




Night Festival Singapur 2017

Ständig läuft irgendein Festival in Singapur. Einige wiederholen sich jährlich mit wechselnden Künstlern. Aufgrund meiner Arbeit werde ich oft zu sogenannten Pressewalks eingeladen. Kurz vor Eröffnung darf ich mit anderen Journalisten an einer Führung teilnehmen und auch die jeweils agierenden Künstler dabei vor Ort kennenlernen.

Vom 18. – 26. August 2017 findet das 10. Night Festival Singapore mit Straßenaufführungen, Lichtskulpturen und Kunstinstallationen statt.
Unter dem Motto “Zehn Magische Jahre” erstreckt sich das Festival von der Armenian Street bis hin zum Nationalmuseum von Singapur. Das Nationalmuseum verwandelt seine Fassade mit psychedelischen Videoprojektionen und Musiker, Zauberer, Akrobaten und sogar professionelle Ringer werden die Straßen durchstreifen um die Kunstobjekte zum Leben zu erwecken. Die Installationen haben nur eine Gemeinsamkeit: Licht. Drei davon haben mich sehr beeindruckt: The Tree that Blinked. Die Projektionsinstallation des britischen Künstlers Karel Bata zeigt verschiedene Porträts in einer echten Baumkrone vor dem Nationalmuseum. Steht man nur einen Hauch zu weit weg, ist es einfach nur Licht im Baum, aber von der richtigen Position aus betrachtet, sehen die Gesichter irre aus.

Die Licht- und Lasershow an der Fassade des Museums ist beeindruckend. Die Musik, komponiert von der französischen Gruppe EZ3kiel, unterstützt die Wirkung der Bilder perfekt. Und dann war da noch die interaktive Kunstinstallation der Franzosen Pierre Amoudruz, Victor Roux und Valentin Durif. 16 menschengroße Figuren sprechen die Festivalbesucher an, um einen Dialog mit ihnen zu führen und dabei die Farben zu wechseln.

So wie diese leben viele der Installationen erst, wenn Menschen darauf zugehen und sie nutzen. Auch The Flower of Life and the Infinite Self: Unter einer Kuppel durften wir Spiegel und Lichterketten bestaunen. Tja, wie Spiegel und Lichterketten eben aussehen. Doch während der Festivalzeit kommen Jongleure, Musikbands und andere als agierende Masse in das Gebilde und dann sieht es bestimmt toll aus! Wie ich die Singapurer mittlerweile kenne, wird es funktionieren und jeder, der vorbeikommt probiert es aus und macht mit. Die asiatische Mentalität beinhaltet auch eine gewisse Spielfreudigkeit, die ich toll finde. Erst skeptisch begutachtend wird alles ausprobiert und dann entsteht dabei großer Spaß. Ich bin gespannt!




Pearl Lam Galerie, Singapur

In Dempsey Hill waren wir bei der Ausstellung “Präsenz von Weißen” in der Pearl Lam Galerie. Insgesamt gibt es vier Filialen in den Städten Hongkong, Shanghai und Singapur (zwei in Singapur).

Gegründet von Pearl Lam, sind die Pearl Lam Galerien eine treibende Kraft in Asiens zeitgenössischer Kunstszene.

Der ausstellende Künstler Zhu Jinshi benutzt für seinen abstrakten Gemälde bis zu 30 Kilogramm Farbe, was die Werke wie an der Wänd hängende Skulpturen aussehen läßt. Dafür benutzt er nicht nur Pinsel, sondern auch Schaufeln und Spatel. Manche Schichten müssen mehrere Wochen trocknen, bevor Zhu Jinshi an einem Bild weiterarbeiten kann.

Wir haben uns gefragt, warum die Deutsche Botschaft zu einer Ausstellung eines chinesischen Künstlers einlädt und die Antwort war naheliegend. Zhu Jinshi hat mehr als ein Jahrzehnt in Berlin gelebt und diese Zeit soll bleibende Spuren in seinem Schaffen hinterlassen haben.

Jeder der Gäste hat schnell ein Lieblingsbild für sich gefunden. Als dann allerdings bekannt wurde, dass eines der Bilder an dem Abend für 165.000 € verkauft wurde, musste ich umplanen. Unsere Wände zu Hause bleiben erst mal weiß…

Pearl Lam Galerien Singapur, Dempsey Hill

15 Dempsey Road # 01-08




Chingay Parade 2017

Das chinesische Neujahr hat bereits am 28. Januar 2017 begonnen und wir befinden uns nun im Jahr des Hahns. Chinese New Year ist in Singapur ein offizieller Feiertag, und zwar der einzige, an dem sogar viele Geschäfte geschlossen bleiben.

Wir haben das gar nicht mitbekommen, weil wir an dem Tag in Deutschland auf Heimaturlaub waren. Viele verlassen zu dieser Zeit die Stadt und sind in den umliegenden Touristendestinationen von Singapur zu finden. Allerdings dauern die Festivitäten zu dem wichtigsten Fest der Chinesen über mehrere Wochen an. Am 11. Februar fand der finale Höhepunkt, die Chingay Parade statt. Wir waren eingeladen daran teilzunehmen und natürlich wollten wir uns das Spektakel ansehen. Chingay heißt übersetzt “Kunst der Kostümierung und Maskerade” und ich bin wirklich froh, dass das Wort “Farbenpracht” existiert, sonst wäre eine Beschreibung der Parade schwierig.

Natürlich hält auch bei dieser Gelegenheit der Präsident Tony Tan Keng Yam eine Begrüßungsansprache und eröffnet die Veranstaltung.

Sämtliche ethnische Gruppen, Vereine und Gemeinschaften nehmen teil. Mit bunten Kostümen, geschmückten und beleuchteten Wagen, Choreografien und Gesangsdarstellungen ist der Festzug am F1 Pit Building vorbeigerauscht. Da wo noch im September Nico Rosberg als Sieger durchs Ziel fuhr, wurde nun ein Rosenmontag der anderen Art geboten.

Wir Zuschauer waren mit goldenen Pompoms ausgestattet worden und mussten immer wieder mitmachen. Freiwillige Helfer standen inmitten der Ränge und tanzten vor. Kamelle wurde nicht geworfen, aber ich habe Bonbons im ausgehändigten “Funpack” neben Regenponcho, Lichterstab, Wasserflasche, Fächer und bereits erwähnten Pompoms gefunden. Hatte ich schon mal erwähnt, dass Singapur sehr gut organisiert ist :-)?


Nun ist es offiziell, wir sind mittendrin im Jahr des Hahns. Das bedeutet, dass wir mit viel Motivation und Ausdauer durch das Jahr gehen werden. Ob es im sportlichen Sinne, bei der Karriere oder mit anderen Dingen helfen soll: Für die Umsetzung bleibt jeder selbst verantwortlich.




Am Weihnachtsbaume die Lichter blinken

Wir sind mitten in der Adventszeit und versuchen langsam in Weihnachtsstimmung zu kommen. Nicht leicht so nah am Äquator. Ein Adventskranz ist unpraktisch, weil der Balkontisch dafür zu klein ist. Drinnen in der Wohnung halten wir uns kaum auf, im Wohnzimmer ist also auch Quatsch. Nun müssen Lichterketten und ein Plastikbaum herhalten. Richtig, ein Baum aus Plastik. Der erste in meinem Leben.

Seit unserer Ankunft im August wurde mir der Mund wässerig gemacht mit der Hoffnung auf eine echte Tanne. Am günstigsten bei IKEA zu bekommen. Ich habe das Gefühl, jeder hat im letzten Jahr den Baum dort gekauft. Doch dann die Ernüchterung: Die Transportkosten sind dermaßen angestiegen, dass der Schwede auf einen Baumimport verzichtet. Was nun? Es gibt sie, die echten Fichten, Nordmanntannen und wie sie alle heißen. Allerdings zu Preisen, die ich lieber in andere schöne Dinge investiere. (Ich muss unbedingt daran denken, den Dutyfree-Champagner kaltzustellen…) Da kam mir folgendes Angebot gerade recht: Plastiktanne in grün, 1,20 m hoch und mit 20 S$ mehr als erschwinglich. Bei der Größe braucht sie auch nicht viel Schmuck und mit der Lichterkette ist alles nahezu perfekt. Strom für die Lichter angeschlossen und… Es blinkt, und zwar in drei Stufen: Schnell, langsam oder sehr langsam. Kein Dauerlicht. An-aus-an-aus.

Liebe Familie, ich habe alles getan. Dort wo Heiligabend gefeiert wird, hat ein Baum zu stehen. Das ist völlig richtig und habe ich gerne erledigt. Wenn Ihr zu Weihnachten nach Singapur kommt, habt keine Angst. Wir schauen den Baum kurz an, singen ein Lied und dann gehen wir zum BBQ an den Pool. Von unten sieht das Wechsellicht hoch oben bestimmt sehr schön aus.

Allen zusammen eine schöne blinkende Weihnachtszeit!




Fort Siloso auf Sentosa

Sentosa gilt als die Vergnügungsinsel Singapurs und gehört heute zu einer der Touristenattraktionen des Landes. Am Wochenende nutzen auch die Einheimischen das vielfältige Angebot der verschiedenen Strände, gehen ins Unterwasser-Aquarium, besuchen die Universal Studios und noch vieles mehr. Bis 1972 hieß die Insel „Pulau Blakang Mati“. Dieses bedeutet auf Malaiisch „die Insel des Todes“. Kein Name, der an Spaß denken lässt, also erfolgte 1972 die Umbenennung in „Sentosa“, Frieden.

Während des zweiten Weltkriegs herrschte auch hier alles andere als Frieden. Die Briten waren schon lange als Kolonialherren an der malaiischen Südspitze etabliert und bauten in den 1880er Jahren das Fort Siloso auf der Insel. Man wollte den strategisch so wichtigen Hafen schützen und befürchtete Angriffe von der Seeseite. In diese Richtung waren auch die Geschütze aufgestellt, weil niemand damit gerechnet hat, dass die Japanische Invasion über das Landgebiet erfolgen würde. Gerüchten zufolge ist ein Teil der Soldaten sogar mit dem Fahrrad die Malaiische Halbinsel hinunter in den Süden gefahren. Am 15. Februar 1942 musste Singapur kapitulieren und die Japaner errichteten auf dem heutigen Sentosa ein Gefangenenlager. Hauptsächlich saßen Briten und Australier ein, aber auch ein großer Teil der chinesischen Bevölkerung wurde interniert mit dem Vorwurf, Anhänger des anti-japanischen Widerstands zu sein. Folterungen und Hinrichtungen am Strand gehörten zum Tagesgeschäft.

Das Fort Siloso ist heute ein Museum und kann besichtigt werden. Ausstellungen in den alten Baracken zeigen Videos und Fotos über die Schreckensherschaft von 1942-1945. Zeitzeugen berichten über das Leben unter der japanischen Besatzung. Untermalt von Audioaufnahmen, welche diese Zeit sehr eindringlich darstellen, gibt es eine Fülle an Informationen über die Geschichte des Forts. In den Bunkeranlagen kann man herum laufen und die alten Geschützstellungen sind vielfach nachgestellt.

In die Tunnel bin ich nicht hinein geklettert, da hatte ich zu viel Bammel vor Tieren, die ich noch gar nicht kenne.

Aber die jüngere Geschichte Singapurs wird hier sehr informativ und interessant erzählt und die Abwechslung zwischen den Kanonen draußen bei tropischen Temperaturen und den Erklärungen in den klimatisierten Räumen haben uns lange dort verweilen lassen.

Damit der Spaß auf der Vergnügungsinsel aber nicht zu kurz kommt, haben wir uns einen Sundowner im Bora Bora am Palawan Beach genehmigt. Mit Blick auf den Sonnenuntergang am Strand sitzen und dabei ein alkoholisches Getränk in der Hand – herrlich so ein Sonntagabend.

 




Der fliegende Holländer zu Gast in Singapur

Die Klassikwelt Singapurs hat die erste Aufführung von Richard Wagners Oper „Der Fliegende Holländer“ lange herbei gesehnt. Nun war es endlich soweit. Eine gute Gelegenheit, das Victoria Theatre zu besuchen, dessen Anblick schon von außen überwältigend ist.
Ein wunderschönes Gebäude, das 1862 ursprünglich als Rathaus im neoklassizistischen Stil erbaut und von 2010 bis 2014 renoviert wurde.

An unserem Theaterabend gab es ein gewaltiges Gewitter und kurz vor dem ersten Donner war der Himmel rabenschwarz. Das hellerleuchtete Gebäude vor der dunklen Wolkenwand – Sehr passend zur druckvollen Wagnermusik. Dem Komponisten hätte es bestimmt gefallen.

Der Publikumssaal fasst 614 Zuschauer und macht seinem Namen alle Ehre. Viktorianisch, aber trotzdem dezent und unaufdringlich. So warteten wir auf den Vorstellungsbeginn und waren sehr gespannt auf die Inszenierung. Und das Warten sollte sich lohnen. Die Vorgeschichte des Holländers wird während der Ouvertüre mit chinesischen Schattenspielen erzählt. Diese Kunst mit Licht und Puppenspielern ist in Asien weit verbreitet und gehört zu den alten Traditionen. In allen drei Akten taucht diese Spielkunst immer wieder auf und im Einklang mit der Musik und dem Gesang haben sich alle Zuschauer in den Bann ziehen lassen. Die internationale Besetzung fand ich grandios, allerdings bin ich auch voreingenommen, weil ich die Sänger ein paar Tage zuvor kennenlernen durfte.

Ich mag diese kräftigen Stimmen und fand es beeindruckend, wie Solisten und Chorsänger die deutschen Texte beherrschten. Kaum einer auf der Bühne war deutschsprachig, also Hut ab vor der Leistung.

Wagneropern werden traditionell ohne Pausen durchgespielt. Das ist nicht so mein Ding. Ich mag das Gläschen Champagner zwischendurch und hätte auch gerne mal die Beine ausgestreckt. Wagnerianer werde ich also nicht, aber die Vorstellung hat uns wahnsinnig gut gefallen und das gesamte Publikum war begeistert. Beim Schlussapplaus gab es völlig zu Recht Standing Ovations, aber nach 2,5 Stunden still sitzen wäre ich auch aufgestanden, wenn es mir nicht gefallen hätte.




LUMAS

Es ist Sonntagvormittag und ich lasse ein aufregendes Wochenende der Kunst und Kultur ausklingen. Am Freitag ging es um Fotografien. Die LUMAS Galerie im Paragon Shopping Centre hat die Mitglieder der German Association zu einem interessanten Abend eingeladen.

Die Idee von LUMAS ist vor 1996 in Berlin entstanden und mittlerweile gibt es Dependancen in mehr als 20 Ländern. Hier wird Kunst verkauft und verbreitet.
Die exklusiven Originalabzüge namhafter wie auch unbekannter Künstler sind handsigniert und limitiert, wobei die Auflagen von Großformaten zwischen 75 und 150 Abzügen liegen.

Mit einem Glas Wein in der einen und Häppchen in der anderen Hand durften wir durch die Räume schlendern und die ausgestellten Stücke in aller Ruhe ansehen. Unter uns Besuchern entstanden schnell rege Diskussionen über die verschiedenen Bilder.

 

Für jeden Geschmack war etwas dabei und wir hätten alle Fotografien ohne Streit aufteilen können. Mein Favorit ist das Porträt von Amy Winehouse. Ihr Blick ist einfach sensationell und ich mag die Farben.

Die Abzüge werden traditionell chemisch entwickelt und mit elastischem Silikon auf eine Acrylglasplatte gebracht. Dadurch entsteht ein spezieller Look der wirklich schön und eigen ist. Außerdem ist die Herstellungsweise gerade für das tropische Klima in Singapur gut geeignet, denn damit entstehen keine Verfärbungen und es ist kein Problem, wenn ein Gecko über die Platte huscht. Kann hier ja durchaus mal vorkommen.

Zuhause habe ich bereits ein kleines Bild von LUMAS hängen, aber ich bevorzuge Großformate und werde nochmal über Amy nachdenken müssen. Auf jeden Fall habe ich an diesem Abend den Unterschied zwischen Kunst und Dekoration gelernt.