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Warum die Alkaff-Brücke so bunt geworden ist

Wie oft schlendere ich an Kunst vorbei, die in der ganzen Stadt großzügig verteilt ist? Manchmal gehe ich achtlos vorüber, meistens bleibe ich zumindest kurz stehen. „Public Art“ wird seit einigen Jahren in Singapur sehr wichtig genommen. Das Prinzip lautet, dass jedem Bürger des Stadtstaates der Zugang zur Kunst ermöglicht werden soll.

Doch es gibt Kunstwerke, von denen man gar nicht weiß, dass sie eines sind, geschweige denn, dass man etwas über die Geschichte weiß. Täglich gehe ich an der bunten Alkaff-Brücke vorbei oder überquere auf ihr den Singapore River.
In der lokalen Presse habe ich nun einen Artikel über eine der Brücken am Robertson Quay, die quasi vor meiner Haustür liegt, gelesen.

Im Jahr 2003 beschloss Pacita Abad bei einem Kaffee am Singapore River, bereits schwer an Krebs erkrankt, aus der unauffälligen Brücke ein öffentliches Kunstwerk zu machen. Bekannt für ihren Mut zu Farbe, machte sie sich ans Werk, um die Kunst in den Alltag der Singapurer zu bringen. Dafür bemalte Abad die 55 Meter lange Brücke mit 2350 Kreisen in verschiedenen Farben. Bereits im Rollstuhl sitzend arbeitete sie wie besessen noch bis wenige Tage vor ihrem Tod an dem Werk, das ihr letztes werden sollte.

Pacita Abad wurde 1946 auf der philippinischen Insel Batan geboren und wuchs mit elf Geschwistern auf. Nach dem Studium in den USA begann ihre Karriere als Malerin, die sie in mehr als 80 Ländern auf fünf Kontinenten leben ließ. Ihre Werke wurden in über 40 Einzelausstellungen in den USA, Asien, Europa, Afrika und Lateinamerika gezeigt.

Im Dezember 2004 erlag Pacita Abad dem Lungenkrebs. Doch die Singapurer haben mit der farbenfrohen Alkaff-Brücke ein außergewöhnliches Andenken erhalten.




200 Jahre „Stille Nacht, Heilige Nacht“ in Singapur

Endlich gab es mal eine gemeinsame Initiative von Institutionen aller deutschsprachigen in Singapur vertretenen Länder: Die österreichische Botschaft lud gemeinsam mit den beiden deutschsprachigen Gemeinden, der deutschen und der Schweizer Botschaft sowie mit der GESS und der German Association die deutsche Community und singapurische Gäste zu einem „Stille Nacht, Heilige Nacht-Abend“ in die St. Teresa Church ein. Übrigens eine wunderschöne Kirche, die 1929 eingeweiht wurde und an SacréCœur de Montmartre in Paris erinnert.

Traditionell läuten die evangelische und die katholische deutschsprachige Gemeinde gemeinsam jedes Jahr die Adventszeit ein. So hielten am vergangenen Sonntag deren Vorsteher, Pfarrer Fogl und Pfarrer Happel, eine ökumenische Friedensmeditation und würdigten zusammen mit 300 Zuhörern zu diesem Anlass auch den 200. Geburtstag des berühmtesten Weihnachtslieds der Welt. Mittlerweile in mehr als 300 Sprachen übersetzt, wurde das Lied aus Oberndorf im Salzburger Land an diesem Abend auf Englisch, Bahasa, Mandarin und Tamil, die vier offiziellen Landessprachen Singapurs, gesungen.

Mit weiteren Vorträgen, Gebeten, dem Gospelchor der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde und dem Kirchenchor der deutschsprachigen katholischen Gemeinde wurde daran erinnert, welches Glück wir in Singapur und Europa haben, bereits seit Jahrzehnten von Krieg verschont zu sein – die meisten von uns kennen ihn nur noch aus Erzählungen.

Hinterher gab es noch ein Beisammensein bei Schnittchen, Stollen und Plätzchen und bei jedem ist die Botschaft des Abends klar angekommen: Jeder einzelne kann und muss etwas für den Frieden tun, damit auch die nächsten Generationen sich an keinen Krieg werden erinnern können.

 

 




National Day der Österreicher mit Musik

Sechs Musiker für sechs Komponistinnen. So weit die Statistik. Das Besondere: Die eine Hälfte der Komponistinnen stammt aus Österreich, die andere aus Singapur. Gewagt und experimentell war das Event, dass die österreichische Botschafterin in Singapur, Karin Grohe-Fichtinger mit ihrem Botschaftsteam auf die Beine gestellt hat.

Bereits im letzten Jahr gab es zum österreichischen Nationalfeiertag ein großartiges Konzert im Chijmes. Die Botschafterin versprach, dass es im folgenden Jahr zum hundertjährigen Jubiläum der Republik Österreich keine Wiederholung  gäbe. Aber weil ihre Exzellenz immer für Überraschungen gut ist, flatterte vor ein paar Wochen eine Einladung für das Chijmes ins Haus. Mit Konzertankündigung. „…???”

Ankunft in der Chijmes Hall, nette Begrüßung der Obersten der Botschaft am Eingang – alles wie mittlerweile doch wieder erwartet, war ja auch sehr schön im letzten Jahr, von dem Abend wurde noch lange geschwärmt. Ich habe alte und neue Bekannte getroffen, nett geplaudert, dann kam die Aufforderung, bitte die Plätze einzunehmen. Nach ein paar kurzweiligen Reden ging es dann los mit der Musik. Das erste Stück, „Lokus Fokus“ von Katharina Klement, war sehr schön und das Publikum entspannte lauschend auf den bequemen Stühlen. Danach Abgang der Musiker und erneuter Aufgang. ,Sind das nicht dieselben? Egal, Hauptsache es geht weiter.‘ Und es ging sehr modern weiter mit dem Ensemble „SETTS“. So modern, dass wir uns in den hintersten Reihen irritiert ansahen. Folgend wieder ein „musikalisches” Stück. So verliefen eineinhalb Stunden. Ehrlich gesagt habe ich manchmal gedacht, die Instrumente werden neu gestimmt („For – for Clarinet and Piano“ von Diana Soh). Doch dafür waren die Künstler zu sehr in die Noten vertieft.

Der Applaus war verhalten, doch das Publikum bestand nicht nur aus Kunstkennern, die Zuhörerschaft war ein bunter Mix der österreichischen, singapurischen, deutschen und Schweizer Gemeinde. Man traute sich nicht so recht. Dafür hat es nach der Veranstaltung an Gesprächsthemen nicht gemangelt. Niemand war enttäuscht, stattdessen wurde über die Werke nachgedacht und diskutiert. Was dem einen nicht gefallen hat, fand der andere ganz toll. So haben wir einen sehr anregenden Abend verbracht. Ein gelungener Mix, mit dem die Österreicher uns überrascht haben, es war ein toller Abend mit ganz anderen Unterhaltungen als sonst bei diesen Anlässen.

 




Gedenkfeier 100 Jahre erster Weltkrieg

Vor 100 Jahren wurde der erste Weltkrieg beendet. Zum Glück lange her, doch trotzdem ein wichtiger Zeitpunkt, der Geschehnisse zu gedenken. Auch in Singapur wurde das getan. Die französische Schule, Lycée Français de Singapour lud gemeinsam mit der German European School Singapore (GESS) in ihre Räume und eröffnete eine Ausstellung zu dem Thema.

Christoph Zänglein (Schulleiter der GESS), Christian Soulard (Schulleiter Lycée Français Singapoure), Frauke Jaensch

Bei der Veranstaltung trugen deutsche und französische Schüler Gedichte vor. Und auch Christoph Zänglein, Leiter der GESS und für seine Literaturvorträge bekannt, trug ein Gedicht bei: „Verdun, viele Jahre später“ von Erich Kästner.

Oliver Fixson

Der französische Botschafter Marc Abensour wies daraufhin, wie wichtig weiterhin eine faire internationale Zusammenarbeit sei und verwies auf das Engagement Frankreichs und Deutschlands in dieser Hinsicht. Oliver Fixson, Ständiger Vertreter des Botschafters an der deutschen Botschaft, warnte mit einem Zitat von George Santayana davor, dass diejenigen, die sich nicht an die Vergangenheit erinnern können, dazu verdammt werden, sie zu wiederholen.




Mit dem Kopf eines Löwen und dem Körper eines Fisches: Der Merlion

 

Fünf Merlion-Statuen finden sich in der Stadt, die nur mit der Genehmigung des Singapore Tourism Board (STB) gebaut werden durften. Als eingetragenes Markenzeichen darf nämlich nur das STB das Fabelwesen vermarkten. Der Fischkörper steht für die Lage am Meer und hängt mit dem Ursprung Singapurs zusammen, das aus einem Fischerdorf entstanden ist. Löwen hat es in der Region nie gegeben, trotzdem steht der Kopf für die Stärke und Kraft der Stadt.

Die Symbolfigur Singapurs wird täglich von Hunderten Touristen an der Marina Bay fotografiert. Mit 8 Metern Höhe und einem Gewicht von 70 t speit der Löwenmund pausenlos Meerwasser in die Bay und macht damit auf seine Lage an der Meeresmündung aufmerksam. Seit 1972 steht die Figur am Singapore River, gemäß genauer Feng-Shui-Berechnung nach Osten gerichtet – aber nicht immer am selben Ort. 1997 konnte die große Statue (und ihr nicht weit entfernter 2 Meter großer Bruder) durch die neue Esplanade Bridge nicht mehr von der Uferpromenade gesehen werden. Sie wurden beide 2002 an den neu angelegten Pier mit Blick auf die Marina Bay verlegt.

Hohe Besucher in Singapur bekommen bei offiziellen Anlässen oft Merlion-Statuen geschenkt. Leider habe ich schon mitbekommen, wie der Löwe nach der Überreichung achselzuckend beiseitegelegt wird. Das kann nur daran liegen, dass den Beschenkten die schöne Hintergrundgeschichte dazu nicht erzählt wird:

Der indonesische Prinz Sang Nila Utama geriet im auf Java 14. Jahrhundert zwischen die Fronten zweier hinduistischer Reiche. R flüchtete segelnd übers Meer und entdeckte die Fischerinsel Temasek, wie Singapur damals hieß.

Im Dschungel begegnete er einem Löwen. Doch bevor der Prinz das Tier töten konnte, sahen sich beide in die Augen und Sang Nila Utama senkte sein Schwert. Daraufhin zog sich der Löwe ohne Angriff zurück. Beeindruckt gab der Prinz seiner neuen Heimat den Namen Singhapura: Singha für „Löwe“ und Pura für „Stadt“.

Wenn diese Legende stimmt, wird es ein Tiger gewesen sein, man weiß es nicht genau. Darum existieren mehrere Geschichten über die Namensgebung, aber ich finde diese am Schönsten.

1996 wurde auf Sentosa eine 37 Meter große Statue des Merlions erbaut. Diese hat 12 Stockwerke und ist von innen begehbar. Wir gehen oft an ihr vorbei, wenn wir uns mit Freunden zum Sundowner in unserer Lieblingsbar auf Sentosa treffen.

In Miniaturausgabe gibt es die Figur an jeder Straßenecke zu kaufen, die Marke wird perfekt vermarktet: Taschen, Flaschenöffner, Untersetzer, Magneten und anderer Schnickschnack verkaufen sich gleich für ein paar Dollar mehr, wenn das Wahrzeichen darauf abgebildet ist. Die Schokolade schmeckt deswegen übrigens nicht besser!

 

 

 

 

 

 




„German Contemporary Excellence“ von MEISTERKREIS

Wenn Industrie und Kunst zusammenkommen und bei der Kunst Jim Rakete federführend ist, dann entsteht etwas Besonderes.

Ich habe etwas gebraucht, um den Hintergrund der Ausstellung „German Contemporary Excellence“ von MEISTERKREIS zu verstehen. Das Projekt gibt den Besten aus den unterschiedlichsten Branchen die Möglichkeit, sich gemeinsam und doch individuell darzustellen. Der MEISTERKREIS ist ein Zusammenschluss in Deutschland tätiger Unternehmen mit über 70 Mitgliedern, die für höchste Qualität stehen. Jeder einzelne besitzt ein enormes Kapital an Kreativität, die letztendlich für wirtschaftlichem Erfolg und gesellschaftliche Entwicklung nötig ist.

Der Fotograf Jim Rakete reiste ein Jahr lang durch Deutschland, um teilnehmende Unternehmen visuell zu porträtieren. Die Motive waren dabei sehr unterschiedlich: Produkt, Produktion oder Designer – oder auch alles zusammen in einem Bild. Die Gemeinsamkeit aller Kunstwerke sind die Handschrift Raketes: Seine Bilder sind festgehaltene Momente, die zum längeren Hinschauen einladen und den Betrachter verweilen lassen.

Zu jeder Schwarz-Weiß-Fotografie gehört auch eine Geschichte. Namhafte Künstler und Autoren haben jeweils ein Unternehmen besucht und erklären in ihren Texten auf eine ganz eigene Art, was sie gesehen, gedacht und empfunden haben.  Daraus ist ein Coffee-Table-Buch entstanden, das nicht nur hübsch herumliegt, sondern in dem richtig geschmökert werden kann. Ich durfte eines mitnehmen und blättere gerne darin herum.

Platt gesagt ist das Konzept eine perfekte Werbefläche von Produkten „Made in Germany“. Doch wenn dabei solch eine Kunstausstellung und dazu ein wunderschönes Buch entsteht, soll es mir absolut recht sein. Unterstützt vom Auswärtigen Amt reist die sehr schlicht und modern designte Ausstellung derzeit um die Welt, um mit lokalen Unternehmern ins Gespräch zu kommen und gemeinsame Projekte anzustoßen. Meisterkreisgründer Clemens Pflanz sucht dabei vornehmlich den Dialog für den Mittelstand: „Tradition schließt Avantgarde nicht aus. Fotografie ist Kunst – und Kunst bedeutet Lifestyle. Zum Lifestyle gehören auch viele der Produkte im Meisterkreis.“ Hört sich doch nach Kunst für jedermann an!




Heritage Trail auf Sentosa

Auf Sentosa eröffnete am 8. September das Amara Sanctuary Resort seinen Spazierweg mit Blick auf die Geschichte der britischen Kolonialzeit. Der Trail erkundet Orte und Geschichten aus dem Zweiten Weltkrieg und bietet einen Einblick in das Leben britischer Soldaten in Singapur.

Zwanzig Suiten des Hotels befinden sich in alten Gebäuden, die zwischen 1897 und 1905 erbaut wurden. Sie dienten als Quartiere für verheiratete Soldaten und deren Familien aus Großbritannien. Interessante erhaltene Originalstücke vor jedem Eingang sind die sole cleaner, Vorrichtungen aus Metall, um die beschmutzten Stiefel vor dem Betreten der Wohnungen zu reinigen.

Gegenüber der ehemaligen Baracken existieren noch die letzten zwei begehbaren Luftschutzbunker ihrer Art auf Sentosa. Diese waren nur Regierungs- und Militärbeamten und ihren Familien vorbehalten. In einem der Bunker hängen Fotos und Zitate der Tochter eines britischen Soldaten. Helen Hall beschreibt, wie sie 1941 als 7-Jährige regelmäßig aus dem Haus lief und vor den japanischen Bombenangriffen im Bunker Schutz suchte – immer mit ihrem Teddybär in der Hand.

Ein paar Fußschritte weiter steht der letzte übriggebliebene von sechs Soldatenblocks in der Larkhill Road, die nach dem Standort der Royal School of Artillery, Großbritanniens Hauptausbildungsstätte für die Artillerie der britischen Armee, benannt wurde. Heute beobachten wir Pfaue beim Mittagsschlaf oder beim Herumstolzieren und es erinnert nicht mehr viel daran, dass noch im letzten Jahrhundert die Armee-Einheiten hier marschiert sind.

Am Ende der Begehung haben wir The Gunner, hergestellt aus Ingwerbier, Ginger Ale, Zitrone und einer Prise Angosturabitter, probiert. Der Gunner war ein beliebtes Getränk bei den britischen Soldaten. Wer möchte, kann die Heritage-Tour noch mit einem speziell kreierten kolonialen Lunch (unter anderem selbstverständlich Fish & Chips) für 38S$ ++ für zwei Personen abrunden.

Der geführte Heritage Trail ist jeden Samstag und Sonntag um 10 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich und kostet 18 S$ pro Person für Nicht-Hotelgäste. Anmeldung unter +65 6825 3888 oder sentosa@amarasanctuary.com




„Beethoven im Garten”

 

Die 7. Sinfonie von Beethoven im Botanischen Garten war ein durchschlagender Erfolg.
3000 Zuschauer (und wir) folgten am Wochenende der Einladung der Deutschen Botschaft und machten mit Freunden einen Ausflug in den Botanischen Garten. Mit einem Konzert wurde die deutsch-singapurische Beziehung gefeiert.

Auch auf der Bühne feierten Deutschland und Singapur zusammen: Studenten des Yong Siew Toh Konservatorium spielten gemeinsam mit Musikern der Nürnberger Symphoniker, deren neuer Chefdirigent Kahchun Wong heißt – ein Singapurer.

Ich durfte Kahchun Wong schon am Donnerstag vor dem Konzert anlässlich einer Probe treffen und habe die kräftige Musik im klimatisierten Konzertsaal genossen.

Am Samstag also Outdoor. Von der MRT-Station Botanical Garden ist es noch einen Kilometer Fußweg zur Bühne entfernt. Bei der Schwüle ein weiter Marsch. Kurz vor dem Ziel läuft uns doch tatsächlich der Maestro über den Weg, er wollte vor der Vorstellung noch einen Kaffee trinken gehen.

Auf der Wiese vor der “Shaw Symphony Stage” wurden Picknickdecken verteilt. Sehr praktisch, denn vom Open-Air-Kino hatten wir schon die Sitzkissen dabei – unsere Ausrüstung perfektioniert sich von selbst.

Das Konzert war sehr zwanglos, im Park geht es auch nicht anders. Die Kinder sind herumgelaufen, andere Kleine habe ich auch andächtig lauschen gesehen und einer hat sogar fleißig mitdirigiert. Die Akustik ist natürlich nicht so perfekt wie im Konzertsaal, aber die entspannte Atmosphäre mit so vielen Leuten und ihren Picknickkörben war perfekt für einen Samstagabend.

So richtig angenehm wurde es, als Kahchun Wong folgende Ansage machte: „Legt Euch zurück, schließt die Augen und hört zu.“ Daran haben wir uns gerne gehalten. Leider war nach einer Stunde trotz Zugabe schon alles vorbei. Aber noch nicht der Abend, denn Dirk und ich waren zu einem Empfang anlässlich des Konzerts eingeladen. Das war lustig anzusehen, denn so leger gekleidet habe ich bisher noch keine Gesellschaft in der deutschen Residenz erlebt. Dresscode „Openair-Attire“ stand in der Einladung, hatte ich bisher auch noch nie gehört. Sogar Shorts waren erlaubt. Einige Mädels haben vor der Ankunft noch die Schuhe gewechselt. (Es ist in Singapur üblich, zwei Paar Schuhe dabei zu haben: 1 x schick und 1 x bequem.)

Nachdem wir uns in der ersten halben Stunde unter der Klimaanlage stehend abgekühlt haben, wurde es ein kurzweiliger Abend. Wir haben mit den Nürnberger Musikern gesprochen, Jeremy Monteiro kennengelernt (der King of Swing in Singapur) und sogar Kahchun Wong hatte ein paar Minuten Zeit für uns. Ein sehr netter Typ, der sich aufrichtig gefreut hat, dass die Vorstellung bei allen so gut angekommen ist. Für ihn war dieser Abend auch eine seltene Gelegenheit, vor Freunden und Eltern im Publikum zu spielen. Alle zusammen hoffen wir auf eine Wiederholung im nächsten Jahr!




Erneuter Ausflug nach Malakka

Schon einmal war ich in der malaysischen Stadt, die 2008 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde. Damals unter der Woche, weswegen es nicht so überlaufen und sehr ruhig war.

Nun also an einem Wochenende, um auch mal den Nachtmarkt in der Jonker Street zu besuchen, der nur freitags und samstags stattfindet. Die Stände hatten wir aber schnell durch, denn wenn man schon andere asiatische Märkte besucht hat, gibt es nichts Neues zu sehen. Was ich noch nicht kannte, waren die Wassermelonendrinks: Zwei Löcher in die Frucht gebohrt und den Inhalt mit einem Handmixer verquirlt – natürlicher ist ein Smoothie echt nicht zu bekommen. Trotzdem habe ich mich für meinen heißgeliebten Mangosaft entschieden. Den gibt es mit der zusätzlichen Beilage einer ganzen Mango in Stücken. Toller Nachtisch, denn nach dem Dinner am Malacca River, der sich durch die Altstadt zieht, war noch Platz im Magen. Zum Ausklang des Tages gönnten wir uns ein paar Bierchen am Fluss, bei den günstigen Alkoholpreisen im Vergleich zu Singapur musste das einfach sein. Wir saßen so unfassbar gemütlich am Wasser, haben den vielen Touribooten hinterhergeguckt und einen relaxten Abend genossen. Nur für diese Abendstimmung allein würde ich immer wieder nach Malakka fahren.

Am nächsten Morgen waren wir im Stadthuys neben der Christ Church, beides bekannt durch einen roten Anstrich. Das heutige Museum wurde 1650 von den Niederländern als Amtssitz für ihren Gouverneur gebaut. Heute wird hier die Geschichte Malayas und später Malaysias erklärt. Wir haben wunderschöne alte Möbel, traditionelle Kleidung, Waffen aus den letzten Jahrhunderten und noch mehr Artefakte angesehen. Die Sammlung im Stadthuys macht das ehemalige Rathaus zu einem der wichtigsten Museen in Malaysia. Dafür braucht es eine Menge Platz und man kann viel Zeit hier verbringen.

Viel Zeit durften wir später auch im Bus verbringen. Hin- und Rückfahrt haben jeweils sechs Stunden gedauert (Wochenende!). Wegen der kalten Airconluft von der Busdecke haben wir Dirks Reißverschluss-Hosenbeine in Mützen umfunktioniert. Sah ganz schön Sch… aus, hat aber geholfen!




Art Stage Singapore

Gründer Lorenzo Rudolf schrieb während der vergangenen Art Stage Schlagzeilen, als er sich darüber beschwerte, dass der Staat keinerlei Unterstützung bei der Entwicklung der singapurischen Kunstszene gewähre.

Die Ausstellerzahl schrumpft jährlich, weil die Standgebühren für Künstler und Galeristen zu teuer sind. Diese liegen um ein Vielfaches höher als in den benachbarten Ländern, die wiederum einen Boom der Szene erleben.
„Das starke Wirtschaftswachstum hat dazu geführt, dass viele neue Galerien und private Museen auf den Philippinen, in Indonesien und Thailand eröffnet wurden. Der einzige Ort, an dem wir stagnieren, ist Singapur“, sagt Lorenzo Rudolf damals der Straits Times.

Umso schöner, dass der Schweizer nun doch weitermacht und vom 25. bis 27. Januar 2019 die 9. Ausgabe der Art Stage Singapore stattfindet. So konnte ich den Macher bei der Launchparty im Warehouse-Hotel kennenlernen, denn meine Freundin Susanne hatte eine Einladung und ich durfte mit. Von mir auf die vergangenen Schlagzeilen angesprochen schmunzelte er: „Wir haben ja nicht direkt gesagt, dass wir hier weggehen.“

Die ART STAGE sieht sich als Stimme, die die Interessen asiatischer Kunst in der globalen Szene vertritt. In den jährlich stattfindenden Ausstellungen konzentriert man sich auf zeitgenössische Kunst aus Indonesien, Philippinen, Malaysia, Singapur, Thailand, Vietnam, Kambodscha, Laos und Myanmar. Auf der Party habe ich unter anderem den Künstler Justin Lee kenengelernt und seine Figuren aus Kunststoff angesehen.

Die Party war ein großer Erfolg und wir haben uns einen schönen Abend gemacht. Susanne beschäftigt sich schon lange intensiv mit Kunst und kennt sich in Singapur sehr gut aus. Ich neige oft dazu, Objekte als Blödsinn abzutun, nur weil ich sie nicht auf Anhieb verstehe. Darum macht es mit ihr so viel Spaß, weil sie mich auf Dinge aufmerksam macht, die ich sonst übersehen hätte und immer eine gute Geschichte über anwesende Künstler auf Lager hat. Danke Susanne, dass Du mir immer wieder die eine oder andere unterhaltsame Lehrstunde gibst!