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Schwimmtraining

Mit einem 50-Meter-Pool vor der Haustür ist es eine Schande, darin nur herumzuplantschen. Das soll sich mit einem Schwimm-Coach ändern!

Dirk zieht täglich seine Kraul-Bahnen (ich lasse mal aus wie viele, die Zahl macht mir ein schlechtes Gewissen). Parallel versuche ich mich schwimmend über Wasser zu halten. Ok, das ist jetzt übertrieben und mit Kappe und Brille sehe ich auch wahnsinnig professionell aus. Aber Brustschwimmen ist nun mal nicht cool. Also habe ich einen Schwimmcoach gebucht, der mich im Wasser auf Trab bringen soll. Menno heißt der verrückte Holländer, der mich seit ein paar Wochen jeden Montag von 13-14 Uhr elegant durchs Wasser gleiten lässt. Wir haben Menno auf dem Oktoberfest kennengelernt und bierselig beschlossen, dass es total lustig sei, einen Schwimmkurs bei ihm zu machen.

Nach der ersten Stunde war ich sehr motiviert und fühlte mich absolut begabt. Klar konnte ich vorher schwimmen und mich lange über Wasser halten, aber mit der richtigen Technik fühlt es sich leichter an und macht mehr Spaß. Allerdings muss man an zu viele Dinge auf einmal denken, und wenn man nur eine Sache vergisst – wie das Atmen ÜBER der Wasseroberfläche – geht es auch mal schief. Menno droht beim Wasserschlucken mit 5 S$ Strafe. Würde er es umsetzen, wäre ich pleite.

Nach Trainingsstunde Nr. 6 war ich nicht mehr ganz so begeistert wie nach der ersten Stunde. Joseph Schooling, 2016 singapurischer Olympiagoldgewinner in Rio de Janeiro, würde noch über mich lachen, wenn er sehen könnte, wie ich krampfhaft versuche, 50 Meter ohne Pause durchzukraulen. Immer wenn ich nach ein paar Zügen denke ‚geht doch’, liegt der Kopf beim Atmen nicht weit genug über der Wasseroberfläche und ich bekomme die volle Ladung Wasser in den Hals. Merkwürdig daran ist, dass mir jeder sagt, ich würde beim Atmen den Kopf zu hoch aus dem Wasser halten. Aber wenn die Muskeln müde werden ist halt auch mal das Gegenteil der Fall.

Mittlerweile ist Woche zehn vorüber und es geht! 50 Meter durchschwimmen funktioniert. Mit einer kleinen Schnaufpause zwischendurch schaffe ich sogar schon mehrere Bahnen. Alles Trainingssache, wird schon. Ich melde mich wieder, wenn ich bei Dirk mithalten kann. 1500 Meter ohne Pause müssen doch irgendwie zu machen sein …

 




Deutsche Weisheiten unter Singapurern

Herumgesitze ohne etwas tun zu dürfen macht mich normalerweise wahnsinnig. Für die einen ist es ein fester Termin in der Woche, für mich etwas Luxus zwischendurch wenn es sich ergibt: Maniküre und Pediküre.

Heute wurde ich quasi gezwungen! Die Regenzeit hat mal wieder gewaltige Gewitterschauer abgeworfen. Das kann ein paar Stunden dauern. Da das Gewitter sich direkt über mir entlud (keine Zeit zwischen Blitz und Donnerschlag auch nur bis eins zu zählen) habe ich mich lieber untergestellt. Und huch: vor einem Nagelstudio. Das ist kein großer Zufall, denn die gibt es hier wie Sand am Meer.
So habe ich die Zeit gut überbrücken können, anstatt unsinnig unter einem Dach auf schönes Wetter zu warten.
In dem Laden bin ich vorher noch nicht gewesen. Schade eigentlich, denn er ist echt schön. Inmitten der Weihnachtsdeko entdecke ich ein Schild an der Wand:


Die Mädels konnten damit nichts anfangen und es war ihnen auch egal. Nun sitze ich hier, tippe (Hände sind schon fertig) und grübele, wie der Spruch es hierher geschafft hat. Leider können die Mädels nicht viel mehr Englisch als „Have appointment?“ und „Which colour?“ Nachhaken nützt also nix. Mysteriös!
Dafür habe ich nun Hände und Füße schön und der Regen lässt auch nach. 60 S$ hat der Spaß gekostet (Promotion), die moderne Einrichtung muss halt mitbezahlt werden.




Geschmacksexplosion!

Sauerkraut, Wirsing und Frankfurter Grüne Soße sind old fashioned. Dachte ich. Genauso, wie ich auch absolut keine Blutwurst mag. Aber wenn Benjamin kocht, ist es halt anders! Nicht umsonst wurde seine Küche mit dem Singapore Tourism Award 2018 ausgezeichnet.

Nach all dem Hawker-Essen wurde es mal wieder Zeit für etwas Besonderes aus der kulinarischen Welt. Der deutsche Küchenchef Benjamin Halat serviert im Curate Resorts World Sentosa europäische Küche in modernen und einfallsreichen Kreationen. Wir waren zu den deutschen Wochen da. Was für ein Zufall!

Blutwurst zu Glühwein

Der Abend begann im Weinkeller. Überirdisch, aber kühl genug, um einen Glühwein zu trinken. Dieser wurde in einem japanischen Coffeemaker zubereitet. Schmeckt nicht nur himmlisch (Glühwein mag ich sonst auch nicht – bin ziemlich „krüsch“, wie der Hamburger sagt), sondern gibt auch eine tolle Show her. So saßen wir auf Lammfellen in Singapur und haben uns warmen Wein zu Blutwurst schmecken lassen.

 

Für den nächsten Gang durften wir wieder im Restaurant Platz nehmen und die Überraschungen nahmen ihren Lauf. Ich erzähle mal lieber in Bildern, denn es sah alles so schön aus:

Foie Gras mit Gurkengelee auf Dunkelbierchip

Ei und Kaviar auf Frankfurter Grüne Soße

 

 

 

 

 

Sauerkraut in Sauerkrautessenz

Kabeljau mit Senfsoße

Wirsing mit Wild

Lebkuchen und Bratapfel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und so ging es immer weiter. Alles war großartig! Wir wurden immer langsamer beim Essen. Die Aromen und Geschmäcker waren so intensiv, dass wir jede Beilage einzeln probieren mussten. Das Sauerkraut war zum Beispiel zu schmecken, aber nicht zu erkennen (wird natürlich selbst angesetzt, steht im Weinkeller). Auch das Brot ist selbstgebacken, da komme ich mit meiner Backmaschine nicht hinterher.

Ein Gang folgte dem nächsten und auch der Gesprächsstoff ging uns nicht aus. Jedes Gericht wurde nicht nur im Mund sondern auch verbal durchgekaut. Souffliertes Ei mit Kaviar probiert man eben nicht jeden Tag. Benjamin Halat hat sich von uns mit Fragen löchern lassen und ist zwischendurch wieder in den Küchenbereich verschwunden, um mit seinem Team weiterzuarbeiten. Mit Pinzetten werden in endloser Mühe die Teller angerichtet.

 

Nun hat man selten vier Stunden Zeit für 14 Gänge zum Abendessen. Aber so ab und zu sich von jemanden bekochen zu lassen, der es richtig draufhat, das macht schon Spaß! Unser Menü wird noch bis zum 1. Januar 2019 im Curate angeboten, danach warten neue Köstlichkeiten.

 

 

 

 




Frauke vom Dach – meine liebsten Rooftop-Bars

Es gibt so viele Rooftop-Bars in Singapur, aber nur eine kann die höchste sein: Das 1-Altitude, auf 282 Meter im 62. Stock am Raffles Place gelegen, bietet einen einzigartigen 360°-Blick.

Blick vom 1-Altitude

Wenn es nur irgendwie geht, werden die Dächer Singapurs zur Bar umgewandelt und darunter gibt es phantastische Locations, die nicht in jedem Reiseführer stehen. Rooftop bedeutet nicht unbedingt wahnsinnig hoch hinaus wie das Cé La Vie im Marina Bay Sands neben dem wohl berühmtesten Pool der Welt. Übrigens eine nettere Form der Aussicht als die Plattform ein Stockwerk tiefer, die 23 S$ Eintritt kostet. Dann lieber im Erdgeschoss den 20-S$-Gutschein bezahlen und in den 57. Stock hinauffahren, um mit einem Drink in der Hand den noch besseren Ausblick auf die Marina Bay und auf die Super trees zu nutzen.

Selbst die National Gallery hat eine Bar auf dem Dach. Für die immer noch Unvernünftigen: Der Name „smoke & mirrors“ ist nicht Programm. Rauchen ist hier überall verboten. Dafür ist sie die perfekte Dachbar für diejenigen mit Höhenangst: Schlappe 6 Stockwerke hoch sitzt man hier mit Aussicht auf den Padang und auf die vor Singapur liegenden Schiffe.

Noch etwas niedriger liegt das Lantern. Früher erfüllten die roten Laternen den Zweck, den ankommenden Schiffen den Weg zu weisen. Heute kann man es sich auf dem Dach des Fullerton Bay Hotel unter anderem auf Daybeds gemütlich machen oder in den Pool springen. Mittwochs ist hier Ladies Night, von 20 bis 21 Uhr bekommen die Mädels freie Drinks. Habe ich schon mit Linda während ihres 36-Stunden-Stoppover von Australien auf dem Weg nach Hause ausgenutzt.

Mr Punch Public House

Es gibt noch viele weitere Bars in luftiger Höhe. Im Art-Déco-Viertel Tiong Bahru zum Beispiel. Das Lin ist etwas schwierig zu finden, weil der Zutritt durch die Lobby des „Lin Hotel“ führt, aber hier kann man nicht nur als Hotelgast einen lauschigen Abend verbringen. Lauschig und ruhig war es auch im Mr Punch Public House im Mint Museum of Toy im arabischen Viertel. Im Erdgeschoss herrscht viel Trubel bei Live-Musik, aber im 4. Stock hatten wir mit drei Mädels die Bar für uns. (Danke Anita und Karin für diesen puppenlustigen Abend!)

Das Loof

Meine allererste Rooftop-Bar habe ich bei unserem „Antrittsbesuch“ in Singapur kennengelernt: Das Loof – eine Anspielung auf die Tatsache, dass es den Chinesen schwer fällt, das “R” auszusprechen. Darum gibt es zum Wochenende auch das Motto “Fliday at Loof”. Ist aber nichts für Trüffelhasser, denn hier im Odeon Tower sind Trüffel-Pommes der Renner. Überwiegend junges Publikum trifft sich in diesem Restaurant gegenüber des Raffles-Hotel, ist aber auch den Älteren jenseits der 40 sehr aufgeschlossen und wir hatten hier schon viele lustige Abende. Der Sing Sling, ein Cocktail der in Singapur vom Barkeeper Ngiam Tong Boon kreiert wurde, sollte hier unbedingt probiert werden. Und nun wisst Ihr auch, warum diese Webseite heißt, wie sie heißt: Der Name ist eine Erinnerung an den Abend, an dem ich im Loof vor diesem Cocktail saß und mich gefragt habe, ob ich in diesem Land leben könnte. Die Antwort erübrigt sich.

Das LeVeL33 bietet nicht nur einen phantastischen Ausblick auf Marina Bay sondern auch die höchstgelegene Brauerei des Landes. Auf 156 Meter Höhe vereinigen sich Hopfen und Wasser zum alkoholischen Kaltgetränk. Wie Braumeister Gabriel Garcia das hinbekommt, erfahrt Ihr hier.

8. Geburtstag LeVeL33

Acht Jahre existiert diese Bierinstitution nun schon und weil die Zahl acht für die Chinesen vom Laut her Wohlstand bedeutet, war das eine Party wert. Dieser Einladung sind Dirk und ich sehr gerne gefolgt und haben bei leckerem Essen und noch leckererem Bier viele mittlerweile liebgewonnene Bekannte getroffen.

Viele Bars eröffnen neu, andere geben auch schnell wieder auf. Diese Liste kann immer weitergeführt werden und wird auch nie vollständig sein. Ich bleibe dran und versuche regelmäßig zu aktualisieren!

1-Altitude | 1 Raffles Place

Cé La Vie | 1 Bayfront Avenue, Marina Bay Sands Tower 3

smoke & mirrors | 1 St. Andrew’s Road #06-01

Lantern | 80 Collyer Quay

Lin Rooftop Bar | 50 Tiong Bahru Road

Mr Punch Public House | 26 Seah Street

Loof | 331 North Bridge Road #03-07

LeVeL33 | 8 Marina Blvd #33-01




Eiskaffee mit Porträt

Ich habe mich selbst getrunken. (Kein Schreibfehler.) Im arabischen Viertel in der Haji Lane gibt es das Café „Selfie Coffee“. Nach der Bestellung des Getränks macht man ein Selfie mit dem Handy und dieses wird auf einer dicken Milchcreme in Farbe aufgedruckt.

Lustiger Gag für eine Pause zwischendurch und mit 8,50 S$ nur etwas teurer als ein normaler Kaffee. Die Selfieprodukton funktioniert nur mit kalten Getränken, also gab es einen Eiskaffee. Um ihn genießbar zu machen, musste ich mein Selbstbildnis leider umrühren und zerstören, weil dort der Zucker inhalten war.

Völlig unnütz, nicht oberlecker, aber lustig und auf jeden Fall ein paar Fotos für Facebook und Instagram wert 🙂

 

Adresse: 11 Haji LN




200 Jahre „Stille Nacht, Heilige Nacht“ in Singapur

Endlich gab es mal eine gemeinsame Initiative von Institutionen aller deutschsprachigen in Singapur vertretenen Länder: Die österreichische Botschaft lud gemeinsam mit den beiden deutschsprachigen Gemeinden, der deutschen und der Schweizer Botschaft sowie mit der GESS und der German Association die deutsche Community und singapurische Gäste zu einem „Stille Nacht, Heilige Nacht-Abend“ in die St. Teresa Church ein. Übrigens eine wunderschöne Kirche, die 1929 eingeweiht wurde und an SacréCœur de Montmartre in Paris erinnert.

Traditionell läuten die evangelische und die katholische deutschsprachige Gemeinde gemeinsam jedes Jahr die Adventszeit ein. So hielten am vergangenen Sonntag deren Vorsteher, Pfarrer Fogl und Pfarrer Happel, eine ökumenische Friedensmeditation und würdigten zusammen mit 300 Zuhörern zu diesem Anlass auch den 200. Geburtstag des berühmtesten Weihnachtslieds der Welt. Mittlerweile in mehr als 300 Sprachen übersetzt, wurde das Lied aus Oberndorf im Salzburger Land an diesem Abend auf Englisch, Bahasa, Mandarin und Tamil, die vier offiziellen Landessprachen Singapurs, gesungen.

Mit weiteren Vorträgen, Gebeten, dem Gospelchor der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde und dem Kirchenchor der deutschsprachigen katholischen Gemeinde wurde daran erinnert, welches Glück wir in Singapur und Europa haben, bereits seit Jahrzehnten von Krieg verschont zu sein – die meisten von uns kennen ihn nur noch aus Erzählungen.

Hinterher gab es noch ein Beisammensein bei Schnittchen, Stollen und Plätzchen und bei jedem ist die Botschaft des Abends klar angekommen: Jeder einzelne kann und muss etwas für den Frieden tun, damit auch die nächsten Generationen sich an keinen Krieg werden erinnern können.

 

 




National Day der Österreicher mit Musik

Sechs Musiker für sechs Komponistinnen. So weit die Statistik. Das Besondere: Die eine Hälfte der Komponistinnen stammt aus Österreich, die andere aus Singapur. Gewagt und experimentell war das Event, dass die österreichische Botschafterin in Singapur, Karin Grohe-Fichtinger mit ihrem Botschaftsteam auf die Beine gestellt hat.

Bereits im letzten Jahr gab es zum österreichischen Nationalfeiertag ein großartiges Konzert im Chijmes. Die Botschafterin versprach, dass es im folgenden Jahr zum hundertjährigen Jubiläum der Republik Österreich keine Wiederholung  gäbe. Aber weil ihre Exzellenz immer für Überraschungen gut ist, flatterte vor ein paar Wochen eine Einladung für das Chijmes ins Haus. Mit Konzertankündigung. „…???”

Ankunft in der Chijmes Hall, nette Begrüßung der Obersten der Botschaft am Eingang – alles wie mittlerweile doch wieder erwartet, war ja auch sehr schön im letzten Jahr, von dem Abend wurde noch lange geschwärmt. Ich habe alte und neue Bekannte getroffen, nett geplaudert, dann kam die Aufforderung, bitte die Plätze einzunehmen. Nach ein paar kurzweiligen Reden ging es dann los mit der Musik. Das erste Stück, „Lokus Fokus“ von Katharina Klement, war sehr schön und das Publikum entspannte lauschend auf den bequemen Stühlen. Danach Abgang der Musiker und erneuter Aufgang. ,Sind das nicht dieselben? Egal, Hauptsache es geht weiter.‘ Und es ging sehr modern weiter mit dem Ensemble „SETTS“. So modern, dass wir uns in den hintersten Reihen irritiert ansahen. Folgend wieder ein „musikalisches” Stück. So verliefen eineinhalb Stunden. Ehrlich gesagt habe ich manchmal gedacht, die Instrumente werden neu gestimmt („For – for Clarinet and Piano“ von Diana Soh). Doch dafür waren die Künstler zu sehr in die Noten vertieft.

Der Applaus war verhalten, doch das Publikum bestand nicht nur aus Kunstkennern, die Zuhörerschaft war ein bunter Mix der österreichischen, singapurischen, deutschen und Schweizer Gemeinde. Man traute sich nicht so recht. Dafür hat es nach der Veranstaltung an Gesprächsthemen nicht gemangelt. Niemand war enttäuscht, stattdessen wurde über die Werke nachgedacht und diskutiert. Was dem einen nicht gefallen hat, fand der andere ganz toll. So haben wir einen sehr anregenden Abend verbracht. Ein gelungener Mix, mit dem die Österreicher uns überrascht haben, es war ein toller Abend mit ganz anderen Unterhaltungen als sonst bei diesen Anlässen.

 




Gedenkfeier 100 Jahre erster Weltkrieg

Vor 100 Jahren wurde der erste Weltkrieg beendet. Zum Glück lange her, doch trotzdem ein wichtiger Zeitpunkt, der Geschehnisse zu gedenken. Auch in Singapur wurde das getan. Die französische Schule, Lycée Français de Singapour lud gemeinsam mit der German European School Singapore (GESS) in ihre Räume und eröffnete eine Ausstellung zu dem Thema.

Christoph Zänglein (Schulleiter der GESS), Christian Soulard (Schulleiter Lycée Français Singapoure), Frauke Jaensch

Bei der Veranstaltung trugen deutsche und französische Schüler Gedichte vor. Und auch Christoph Zänglein, Leiter der GESS und für seine Literaturvorträge bekannt, trug ein Gedicht bei: „Verdun, viele Jahre später“ von Erich Kästner.

Oliver Fixson

Der französische Botschafter Marc Abensour wies daraufhin, wie wichtig weiterhin eine faire internationale Zusammenarbeit sei und verwies auf das Engagement Frankreichs und Deutschlands in dieser Hinsicht. Oliver Fixson, Ständiger Vertreter des Botschafters an der deutschen Botschaft, warnte mit einem Zitat von George Santayana davor, dass diejenigen, die sich nicht an die Vergangenheit erinnern können, dazu verdammt werden, sie zu wiederholen.




Mount Kinabalu auf Borneo

4095 Meter und ich als Flachlandtiroler will da hoch – ein irrwitziges Vorhaben!

Karin hatte diese wunderbare Idee. Und wenn ich während des Weges auch geflucht habe: Es war eine unglaubliche Tour und ich bin heilfroh, dass wir sie zusammen gemacht zu haben!

Knappe zwei Stunden dauert die Fahrt von Kota Kinabalu, der Hauptstadt der malaysischen Region Sabah auf Borneo zum Mount Kinabalu. Wir saßen während der Fahrt müde und still im Bus. Die letzte Nacht war kurz, nach unserer Anreise hatten wir nur Dinner im „Seafood-Welcome“ um phantastischen Fisch zu essen und sind danach bald schlafen gegangen. Um 6 Uhr morgens stand der Fahrer vor der Tür und es ging endlich los.

Der Berg Kinabalu darf nur in Begleitung eines Bergführers bestiegen werden, unser stellte sich mit „I‘m Arnold“ vor. Ich habe gefragt, ob es wirklich sein richtiger Name sei, was er grinsend bejahte. Also dann, Arnold.

Pro Tag dürfen höchstens 130 Personen den Checkpoint passieren und auf den Berg hinauf. Der Anfangspunkt des Trails liegt auf 1.800 Meter Höhe, am Timophon Gate. Wir marschieren voller Motivation los und freuen uns auf eine schöne Wanderung. Nach einer kurzen Weile entdecken wir einen Wasserfall. Steil plätschert das Wasser hinab und ich denke ‚wie schön, so kann es weitergehen‘. Doch dann kann kommen die Stufen. Und die hören bis zum Ende nicht mehr auf! Durchschnittlich 30 cm hoch, mal schmale Holzstufen, dann Geröllsteine in unterschiedlichen Größen, auf denen ich mir den geeigneten Weg suche. An uns vorbei eilen die besser Trainierten und vor allem die Träger – schwer bepackt mit Lebensmitteln, Wasser und allem, was im Schlaflager auf 3.200 Meter gebraucht wird. Dieses Camp ist auch unser Ziel für den heutigen Tag bevor es morgen sehr früh, noch in der Nacht, zum Gipfel weitergehen soll.

Die Umgebung ist wunderschön, manchmal ist Vogelzwitschern zu hören, aber ich bin zu sehr auf meinen eigenen Weg konzentriert, um das richtig wahrzunehmen. Jeden der wenigen ebenen Abschnitte von gerade mal höchstens 10 Metern genieße ich dafür in vollen Zügen und überlege dabei, wie ich es bis ganz nach oben schaffen soll. Der gesamte Weg zum Ziel ist neun Kilometer lang, an Tag 1 müssen sechs davon gemeistert werden. Klingt gar nicht übel, doch mir war nicht klar, wie steil der Aufstieg ist. Da habe ich glücklicherweise auch noch nicht gewusst, was mich am nächsten Tag erwartet.

Alle paar hundert Meter sind Rasthütten errichtet und jede wird für eine kurze Pause benötigt. Hütte bedeutet eher Unterstand mit Toiletten. Wie die aussehen habe ich nicht erfahren, weil ich sie nicht gebraucht habe. Trotzdem nachschauen wäre reine Kraftverschwendung. Ein Müsliriegel, ein Schluck Wasser und schon kann ich wieder losmarschieren. Man wundert sich, wie schnell der Körper sich erholt. Gar kein Problem, den Rest schaffe ich locker. Aber dann kommen wieder Stufen. Ich verfluche diejenigen, die mir vorher erzählt haben, dass man den Kinabalu ohne Vorbereitung mühelos erklimmen kann. „Du siehst ganz sportlich aus, das machst Du schon. Turnschuhe an und los.“ Ich habe mich trotzdem vorbereitet, war regelmäßig joggen und bin in der Zeit zuvor wöchentlich mehrmals zu Fuß die Treppen in unseren 30. Stock hinaufgestiegen. Doch wenn mal wieder ein Träger mit mehreren Kilo Reis auf dem Rücken an Dir vorbeispaziert, kommst Du ins Grübeln.

Am frühen Nachmittag erreichen wir endlich das Tagesziel. Unsere Mitstreiter empfangen uns jubelnd auf dem Plateau vor dem Camp. Die können alle schon wieder feiern, wie gesagt, man regeneriert schnell. Das Panar Laban Resthouse besteht aus mehreren Hütten, in denen die Nachtlager zugewiesen werden. Das Zimmer teilen wir mit 14 anderen Bergsteigern. Männer und Frauen in einem Schlafsaal, das überrascht in einem muslimischen Land. Nach einem kurzen Powernap wird um 16:30 Uhr zum Abendessen gebeten. Wir sitzen mit ein paar netten Australiern an einem Tisch. Sie machen die Tour um Spenden für die Gehirntumor-Forschung zu sammeln und wollen danach Urlaub auf Bali machen. Nach dem Essen verkrümeln Karin und ich uns in unsere Etagenbetten und erklären den Tag um 18:30 Uhr für beendet.

Aufstieg im Dunkeln

Wieder eine kurze Nacht, die um 1:40 Uhr für uns vorbei ist, obwohl wir erst um 2 Uhr geweckt werden sollen. Solch eine Nacht im quietschenden Hochbett mit fremdem Schlafsack ist nicht für Erholungsschlaf geeignet. Im Waschraum gibt es nur vier Waschbecken, also kann man schon mal Zähneputzen bevor die anderen kommen und frühstücken.

Ein Scheibe Toast für den Magen, Stirnlampe an und auf in die nächste Etappe. Die Höhenluft macht mir nichts aus. Glück gehabt, da gibt es auch andere Geschichten. Nach 25 Minuten haben wir gerade 300 Meter der restlichen drei Kilometer Weg geschafft. Da kommt der erste Gedanke ans Aufgeben auf. Der Weg besteht wieder aus Stufen und diese hören erst auf, wenn die Vegetation nichts mehr zu bieten hat. Nun geht der Weg über Granitplatten. Die sind so steil, dass Seile zum Festhalten fest verspannt sind. Seit langem trage ich mal wieder Wollmütze und Handschuhe und bin sehr dankbar dafür. Es sind 2 Grad über Null und es weht ein starker Wind. Die Beine werden schwer und der Weg zum Ziel zieht sich. Krisensituation 900 Meter vor dem Gipfelkreuz. Die Kondition lässt nach, Schnappatmung setzt ein. Doch aufgeben? Bei dem Thema kommt unser malaysischer Arnold ins Spiel. Der Mann mit den Turnschuhen. Der Typ, der jede unserer Pausen für eine weitere Zigarette genutzt hat und in unseren 30 gemeinsamen Stunden ca. 80 Wörter gesprochen hat: „In 100 Metern kommt ein Rastplatz, danach sehen wir weiter.“ So hat er uns den Berg hinaufgetrieben. Immer noch ein Stückchen weiter.

Mittlerweile ist es hell geworden. Adrenalingeputschte Mitstreiter kommen uns freudestrahlend entgegen. Sie haben es geschafft und sind auf dem Rückweg. Darunter auch unsere australischen Freunde vom Vorabend. Das ist der Zeitpunkt, an dem es kein Zurück gibt. Kurz vor dem Ziel wird nicht schlapp gemacht. Kurz vor dem Ziel heißt aber auch noch mal richtig klettern. Wäre ich nicht so abgeschlafft, könnte der Spaß nun beginnen, denn auf Felsen herumzuklettern macht mir normalerweise richtig Spaß. Nun will ich es nur noch hinter mich bringen und ein Foto von mir ganz da oben haben. Ein Schritt, nächster Schritt, die Sonne lässt den Tag beginnen und wartet, dass ich mit ihr strahle. Sie meint es gut mit uns und lässt keine Regenwolken zu. Kurz vor dem „Fotopoint“ werden wir zur letzten Pause gezwungen: Wir sind nicht die einzigen auf dem Berg, Menschenstau vorm Gipfel.

Doch dann ist es so weit. Wir hocken auf dem höchsten Felsenstück vom Kinabalu neben dem Beweisschild: Wir haben es wirklich geschafft! Arnold macht Fotos und wir sind so was von happy auf dem Low‘s Peak Summit! Zwei Minuten Glücksgefühl und es beginnt der Abstieg, Neun Kilometer in Richtung nach unten liegen vor uns. Nun sehen wir erst, wo wir im Dunkeln entlang geklettert sind. Im Hellen kaum zu glauben. Jetzt zeigt sich auch, was das Erdbeben 2015 angerichtet hat. Große Felsbrocken umrunden wir, denn bei dem Beben sind ganze Berge zerstört worden. Davor war die Route eine andere, seit drei Jahren wird ein Umweg gegangen.

Im Zwischencamp wartet das Frühstück auf uns, mittlerweile ist es 8:30 Uhr. Eine Stunde Pause, in der wird gegessen, wir packen unsere Sachen zusammen und ab geht es weiter nach unten. Runter ist ja leichter als rauf? Absoluter Quatsch. Die Stufen sind nicht weniger geworden und der Körper ist müde. Der Kopf auch, zwei Nächte mit wenig Schlaf machen sich bemerkbar. Die Knie brechen weg, die Oberschenkel tun weh und meine Knöchel fragen klagend, warum ich keine Schuhe mit höherem Schaft zur Stütze trage. Nach drei Stunden möchte ich aufgeben, das geht aber blöderweise nicht auf dem Rückweg. Die Träger kommen uns mit neuen Lebensmitteln entgegen. Später werden sie uns auf ihrem Rückweg überholen. Der Rekord für die gesamte Strecke nach oben liegt bei 2:21 Stunden. Unvorstellbar!

Doch am Nachmittag ist es geschafft. Wir sehen das Timophon Tor, dem Ausgangspunkt unserer Route. Gemeinerweise müssen zum Schluss noch ein paar Stufen wieder heraufbestiegen werden. Karin ist auf dem Rückweg fitter als ich und schon vor mir oben. Sie zählt mich letzten 10 Stufen runter. 14:55 Uhr – das Abenteuer ist vorbei. Apathisch kaufe ich mir am Kiosk eine Cola. Eine richtige mit Zucker und Kalorien. Habe ich mir sowas von verdient!

Bin ich in diesem Moment glücklicher? Nein, nur froh, dass es vorbei ist. Aber keine Sorge, das Glücksgefühl kommt später, dann dafür richtig!

Ich habe in meinem Leben nie zuvor etwas so Anstrengendes gemacht und dieser Stolz auf mich selbst, der mich erst einen Tag später übereilte, hält bis heute an. Ich reiße mich zusammen, nicht jedem Fremden auf der Straße von dieser Challenge zu erzählen. Brauche ich auch nicht, denn wegen meiner merkwürdigen Gangart durch den Muskelkater spricht mich sowieso jeder an und fragt, was ich getan habe.




Auf die Schnelle zum Dinner in Hongkong

Essen gehen in Hongkong, dazu gibt es unzählige Empfehlungen. Die Tipps kann man alle recherchieren, aber bis zu einer Entscheidung hängt der Magen auf dem Boden. Spontanität schafft Abhilfe und kann einen großartigen Abend bescheren.

In dem Post Happy Expatwife-Life berichtete ich bereits von den Vorzügen der „mitgereisten Partner“. Was ich nicht erwähnt hatte, weil viele es auch nicht hören oder glauben wollen: Wer zum Arbeiten ins Ausland entsendet wird, hat echt viel zu tun. So musste mein Mann nach seinen Terminen im chinesischen Sonderzonenstaat abends noch an den Hotelschreibtisch um alles in Singapur Liegengebliebene aufzuarbeiten. Ich dagegen hatte Hunger. Zum Glück ist an dem Abend ein Mitarbeiter aus der Schweiz für einen Termin am nächsten Tag angereist und damit hatte ich eine Begleitung.

Nach einem kurzen Fußmarsch zeigte Stefan auf ein Restaurant im zweiten Stock an der Hennesy Road in Wan Chai und meinte: „Wie wäre es damit?” Also hoch die Treppen, weiter auf dem lilafarbenen Teppich und immer in Richtung lärmender Chinesen unter kitschigen Kronleuchtern ins Tung Yuen Banquet hinein. Da saßen wir nun, als einzige Langnasen.

Leider zu spät fotografiert, der Hunger war zu groß

Die Bedienung war sehr süß und hat uns bei der Auswahl geholfen. Nachdem wir die Speisekarte rauf und runter bestellt haben, füllte sich der Tisch mit diversen leckeren Speisen. Gott sei Dank haben deutsche Kolonialherren schon 1903 im chinesischen Tsingtao Bier gebraut. Es heißt, die Deutschen waren nicht beliebt, ihr Bier aber schon. Die Getränkewahl fiel also nicht schwer. Die besorgte Kellnerin meinte, wir sollen erstmal eine Flasche bestellen, sonst wird das Bier zu warm.

Im Raum nebenan wurde ein großes Fest gefeiert. Gesehen haben wir nichts, aber Moderator, Gekreische und Musik ließen auf gute Stimmung schließen.

Doch auf einmal wurde es still im ganzen Lokal, plötzlich waren wir die einzigen Gäste und um uns herum wurde aufgeräumt, die Tische neu positioniert und eingedeckt und bei jedem Gang an unseren Tisch vorbei wurde extra laut geklappert – Zeit zu gehen.

Unser Mut zum neonbeleuchteten Restaurant wurde belohnt, Ihr könnt hingehen oder vorher recherchieren. Aber spart Euch lieber die Zeit und sucht auf dem Stadtplan diese Adresse heraus: Hongkong, Wan Chai, Hennessy Road 71

(Dirk hatte übrigens ein Sandwich vom Kiosk, tapferer Kerl!)