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Mit dem Kopf eines Löwen und dem Körper eines Fisches: Der Merlion

 

Fünf Merlion-Statuen finden sich in der Stadt, die nur mit der Genehmigung des Singapore Tourism Board (STB) gebaut werden durften. Als eingetragenes Markenzeichen darf nämlich nur das STB das Fabelwesen vermarkten. Der Fischkörper steht für die Lage am Meer und hängt mit dem Ursprung Singapurs zusammen, das aus einem Fischerdorf entstanden ist. Löwen hat es in der Region nie gegeben, trotzdem steht der Kopf für die Stärke und Kraft der Stadt.

Die Symbolfigur Singapurs wird täglich von Hunderten Touristen an der Marina Bay fotografiert. Mit 8 Metern Höhe und einem Gewicht von 70 t speit der Löwenmund pausenlos Meerwasser in die Bay und macht damit auf seine Lage an der Meeresmündung aufmerksam. Seit 1972 steht die Figur am Singapore River, gemäß genauer Feng-Shui-Berechnung nach Osten gerichtet – aber nicht immer am selben Ort. 1997 konnte die große Statue (und ihr nicht weit entfernter 2 Meter großer Bruder) durch die neue Esplanade Bridge nicht mehr von der Uferpromenade gesehen werden. Sie wurden beide 2002 an den neu angelegten Pier mit Blick auf die Marina Bay verlegt.

Hohe Besucher in Singapur bekommen bei offiziellen Anlässen oft Merlion-Statuen geschenkt. Leider habe ich schon mitbekommen, wie der Löwe nach der Überreichung achselzuckend beiseitegelegt wird. Das kann nur daran liegen, dass den Beschenkten die schöne Hintergrundgeschichte dazu nicht erzählt wird:

Der indonesische Prinz Sang Nila Utama geriet im auf Java 14. Jahrhundert zwischen die Fronten zweier hinduistischer Reiche. R flüchtete segelnd übers Meer und entdeckte die Fischerinsel Temasek, wie Singapur damals hieß.

Im Dschungel begegnete er einem Löwen. Doch bevor der Prinz das Tier töten konnte, sahen sich beide in die Augen und Sang Nila Utama senkte sein Schwert. Daraufhin zog sich der Löwe ohne Angriff zurück. Beeindruckt gab der Prinz seiner neuen Heimat den Namen Singhapura: Singha für „Löwe“ und Pura für „Stadt“.

Wenn diese Legende stimmt, wird es ein Tiger gewesen sein, man weiß es nicht genau. Darum existieren mehrere Geschichten über die Namensgebung, aber ich finde diese am Schönsten.

1996 wurde auf Sentosa eine 37 Meter große Statue des Merlions erbaut. Diese hat 12 Stockwerke und ist von innen begehbar. Wir gehen oft an ihr vorbei, wenn wir uns mit Freunden zum Sundowner in unserer Lieblingsbar auf Sentosa treffen.

In Miniaturausgabe gibt es die Figur an jeder Straßenecke zu kaufen, die Marke wird perfekt vermarktet: Taschen, Flaschenöffner, Untersetzer, Magneten und anderer Schnickschnack verkaufen sich gleich für ein paar Dollar mehr, wenn das Wahrzeichen darauf abgebildet ist. Die Schokolade schmeckt deswegen übrigens nicht besser!