National Day
Singapur hat in den 53 Jahren seiner Eigenständigkeit viel erreicht und die Singapurer sind sehr stolz auf ihr kleines Land, das mit harter Arbeit und strengen Regeln so erfolgreich geworden ist.
Vor 50 Jahren noch ein malariaverseuchter Zipfel der Malaiischen Halbinsel, gehört der Stadtstaat heute zu den reichsten Ländern der Welt.
Mit dieser Entwicklung hat im Jahr 1965 niemand gerechnet, als Lee Kuan Yew am 9. August die Abspaltung von der Föderation Malaysia bekanntgeben musste. Während seiner Rede unterbrach der damalige Premierminister und kämpfte mit den Tränen. Seine Angst vor der Zukunft war groß, denn ohne Bodenschätze und mit einer Wirtschaft, die von den umliegenden Ländern abhängig war, sah das bevorstehende Leben nicht rosig aus.
Doch in rasanter Zeit entwickelte sich der flächenmäßig kleinste Staat Südostasiens zu einem der Hauptfinanzplätze weltweit. Der Hafen war bereits zu Kolonialzeiten ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor und mit steigendem Reichtum konnte auch das Bildungssystem verbessert werden. Das alles funktionierte nur mit harten Regeln und Maßnahmen, doch mit dem Land ging es stetig bergauf. Da muss einmal im Jahr etwas Eigenlob erlaubt sein.
Bereits Wochen zuvor werden Straßen und Häuser mit Flaggen geschmückt. Wir sind Mitte Juli in den Urlaub gefahren, konnten aber schon vorher die Dekorationen bewundern.
Am eigentlichen Nationalfeiertag findet eine große Parade statt, deren Proben ebenfalls schon lange stattfanden. Samstag für Samstag haben wir die Flugkünste der Soldaten bestaunen können und waren immer wieder fasziniert, wenn die Helikopter überdimensionale singapurische Flaggen über unser Condo zogen.
In diesem Jahr erlebe ich diesen Feiertag bereits zum dritten Mal. Die Parade ähnelt sich immer, genannte Helikopter mit Flagge sind auch nicht neu. Trotzdem ist es immer wieder aufregend und ich bin dabei auch etwas traurig, dass ein gewisser positiver Nationalstolz uns in Deutschland von klein auf aberzogen wird – auch wenn wir mittlerweile immerhin zur Fußball-WM unsere Fahnen herausholen.
Die Singapurer sind stolz auf Erreichtes und zeigen es auch. Als Joseph Schooling bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio die erste Goldmedaille für Singapur überhaupt holte, hat unser ganzes Condo laut gebrüllt. Der Schwimmer darf nun übrigens sein Leben lang gratis mit AirAsia fliegen.
Nicht jeder Singapurer hat die Gelegenheit, seinen persönlichen Erfolg wie Schooling mit einer Cabriofahrt durch die Stadt zu zelebrieren. Darum feiern alle gemeinsam am 9. August ihre Heimat, in den letzten Jahren an der Marina Bay. Die Eintrittskarten zur Tribüne sind heißbegehrt. Ich kenne Locals, die sich seit Jahren dafür bewerben und trotzdem noch nie dort waren. Da kommt es der Löwenstadt zugute, dass zu ihrem Fortschritt auch die vielen Wolkenkratzer gehören. Viele Bewohner können zumindest die Flugshow von diversen Dächern aus bestaunen. Wir sind ins Nebenhaus in den 41. Stock gefahren und haben das Spektakel von der Dachterrasse aus angesehen. Natürlich waren wir nicht die einzigen mit dieser Idee, so ist es auch eine schöne Gelegenheit, die Mitbewohner kennenzulernen und gemeinsam zu feiern bis auch das obligatorische Feuerwerk vorbei ist.